Bestandsfreigabe

Anhand der Bestandsfreigabefunktion können Unternehmen Überschussbestände an bestimmten Artikeln an einen externen Dritten freigeben.

Der Überschuss wird über die Regeln und Einstellungen in M3 definiert. Anhand dieser Regeln wird bestimmt, welche Artikel freigegeben werden und wie der Überschussbestand berechnet wird. Die Informationen zum berechneten Überschussbestand werden in eine Bestandsfreigabedatei geschrieben.

Die Bestandsfreigabedatei kann über zwei Methoden aktualisiert werden: Entweder werden tägliche Änderungen vorgenommen, oder die Datei wird von Beginn an neu generiert und berechnet den Überschuss für alle Artikel, die zur Freigabe qualifiziert sind. Die Aktualisierung/Neugenerierung kann manuell oder als geplante Aktivität gestartet werden.

Beim Aktualisieren und Neugenerieren der Bestandsfreigabedatei werden Informationen zum Überschussbestand über eine Infor Enterprise Collaborator-Meldung an den Dritten übertragen.

Hintergrund

Durch die Implementierung der Bestandsfreigabe erhalten Unternehmen eine alternative Methode zum Lokalisieren von Einzelteilen. Da Unternehmen bei einigen Einzelteilen über einen Überschussbestand verfügen, können sie diesen Überschuss an Unternehmen verkaufen, die diese Einzelteile benötigen.

Die so genannte Freigabedatei enthält Informationen zu Einzelteilen und Überschussniveaus. Die vollständige Datei wird üblicherweise monatlich versendet. Änderungen werden hingegen täglich weitergeleitet. Das Dateiformat ist XML-basiert.

Bevor Sie beginnen

Um die Bestandsfreigabe zu verwenden, muss Folgendes eingerichtet werden:

  • "Bestandsfrg zul" muss in "Settings – Lager- und Planungssteuerung" (CRS701) auf 2 oder 3 gesetzt sein.
  • Artikel müssen explizit ausgewählt werden, indem das Kontrollfeld "Bestandsfreig." in "Artikel. Lagerort verbinden" (MMS002/G) auf 1 gesetzt ist (nur wenn die Einstellung "Bestandsfreigabe zulassen" in (CRS701) auf 3 gesetzt ist).

    Artikel können außerdem ausgewählt werden, indem das Programm zur Massenaktualisierung "Bestandsfreigabe aktualisieren" (RPS685) ausgeführt wird.

  • Konfigurieren Sie die Regeln in "Datei-Settings - Bestandsfreigabe. Öffnen" (RPS820).
  • Konfigurieren Sie den Empfänger der Business Message in (CRS945) und Dokument 72A.

Konfigurieren von Grundeinstellungen

Anhand der folgenden drei Alternativen wird gesteuert, welche Artikel eingeschlossen werden und ob die Funktion verwendet wird.

1 = Keine Bestandsfreigabe möglich.

2 = Zeitlich begrenzte Bestandsfreigabe für vergriffene Artikel.

3 = Bestandsfreigabe für alle Artikel in Einklang mit den Einstellungen für den Lagerort.

Wenn Alternative 2 ausgewählt wird, müssen keine weiteren Einstellungen vorgenommen werden. Alle Artikel mit temporären oder erschöpften Lagerbeständen werden in die Freigabe eingeschlossen.

Wenn Alternative 3 ausgewählt ist, müssen Artikel explizit ausgewählt und Regeln definiert werden.

Auswählen der freizugebenden Artikel

Wenn in "Settings – Lager- und Planungssteuerung" (CRS701) für "Bestandsfreigabe zulassen" der Wert 2 eingestellt ist, werden lediglich Artikel freigegeben, die einen erschöpften oder temporären Lagerbestand aufweisen. Dies wird durch die Einstellung "Überschussbestandstyp" in "Artikel. Lagerort verbinden" (MMS002/H) angezeigt. Diese Einstellung wird nur definiert, wenn der Artikel als "nicht lagergeführt" gilt, aber noch Bestand vorhanden ist, oder wenn der Artikel-/Lagerortstatus 50 (Nicht mehr geführt) beträgt.

Wenn die Einstellung "Bestandsfreigabe zulassen" in (CRS701) auf 3 gesetzt ist, müssen freizugebende Artikel explizit ausgewählt werden. Wählen Sie dazu in "Artikel. Lagerort verbinden" (MMS002/G) für die Einstellung "Bestandsfreigabe" den Wert 1 aus.

Diese Einstellung kann auch über "Bestandsfreigabe aktualisieren" (RPS685) definiert werden, wodurch viele Artikel in einem Lauf aktualisiert werden können. Wenn ein Artikel freigegeben wird, werden die Informationen zum Überschussbestand des Artikels unter der Voraussetzung, dass alle Bedingungen erfüllt sind, in die MINVSH-Tabelle geschrieben.

Definieren von Regeln für freigegebene Artikel

Wenn die Einstellung "Bestandsfreigabe zulassen" in (CRS701) auf 3 (Bestandsfreigabe für alle Artikel gemäß den Einstellungen für den Lagerort) gesetzt ist, werden die in "Bestandsfreigabe – Einstellungen" (RPS820) konfigurierten Einstellungen und Bedingungen berücksichtigt, bevor die neuen Informationen in die MINVSH-Freigabedatei geschrieben werden.

  • Hauptlieferant

    In diesem Feld wird angegeben, wo der Hauptlieferant eines Artikels beim Generieren von Datensätzen zu Überschussmengen bei der Bestandsfreigabe abgerufen werden soll. Der abgerufene Lieferant wird in die Freigabedatei geschrieben. Beim Versenden der elektronischen Meldung mit Informationen zu Artikeln und Überschussniveaus wird der Lieferant, der in die Freigabedatei geschrieben wurde, als Meldungsempfänger angegeben.

    Zu jedem Lieferanten wird eine Meldung gesendet, die Informationen zu allen Artikeln enthält, die mit dem Lieferanten verbunden sind.

    • Bei Auswahl von Alternative 1 wird der Lieferant aus dem Datensatz des Artikelstammes in "Artikel. Öffnen" (MMS001) abgerufen. Wenn im Stammdatensatz des Artikels kein Lieferant definiert ist, wird der Lieferant aus dem Artikel/Lagerort-Datensatz in "Artikel. Lagerort verbinden" (MMS002) abgerufen.
    • Wenn Alternative 2 ausgewählt wurde, wird der Lieferant aus dem Artikel/Lagerort-Datensatz in (MMS002) abgerufen. Wenn der Lagerort-Datensatz keinen Lieferanten enthält (es könnte sich um einen Verteilartikel handeln), wird der Lieferant aus dem Datensatz des Distributionszentrums des Lagerorts (Beschaffungslagerort) abgerufen, in dem der Artikel als Einkaufsartikel definiert ist. Wenn der Artikel/Lagerort-Datensatz keinen Lieferanten enthält, wird dieser aus dem Stammdatensatz des Artikels in (MMS001) abgerufen.
  • Nettowert

    In diesem Feld wird der Mindestnettowert des Lagerbestands bestimmt, um unwirtschaftliche Transaktionen zu beseitigen. Der Nettowert wird mit (Artikelmenge * Einkaufspreis) berechnet. Wenn der Istwert für die Überschussmenge unter dem festgelegten Nettowert liegt, wird er nicht in die Bestandsfreigabe eingeschlossen. Der Einkaufspreis wird aus dem für den aktuellen Artikel konfigurierten Einkaufsvertrag abgerufen.

  • Überschussbasis

    In diesem Feld wird die Methode zur Überschussberechnung definiert.

    • Überschussbasis = 1 bedeutet, dass die Überschussberechnung auf dem Bestandsausgleich basiert. Der Überschuss wird in den Einstellungen von "Ausgleichseinstellungen. Öffnen" (MWS006) definiert. Bei dieser Option wird angenommen, dass der Bestandsausgleich ausgeführt wurde. Wenn es sich bei einem Lagerort in einer der Lagerortgruppen um ein Distributionszentrum und in einer anderen Lagerortgruppe um einen regionalen Lagerort handelt, wird der Überschuss für beide Gruppen berechnet. Die Mindestüberschussmenge wird in der MINVSH-Freigabedatei aufgeführt.
    • Überschussbasis = 2 bedeutet, dass die Überschussmenge gemäß den Einstellungen für die Planungsmethode zu dem in (MMS002) aufgeführten Artikel/Lagerort berechnet wird.
      • Wenn die Planungsmethode des Artikels <> 2 ist, wird der Überschuss durch Subtraktion des Sicherheitsbestand vom Lagerbestand berechnet.
      • Wenn die Planungsmethode des Artikels <> 2 ist, wird der Überschuss durch Subtraktion der Bestellpunktplanung (ROP) pro Artikel/Lagerort vom verfügbaren Bestand berechnet.

    Der verfügbare Bestand wird durch die Subtraktion aller Reservierungen vom aktuellen Lagerbestand berechnet.

  • Sicherheitsbestand ausgenommen
    • Wenn das Kontrollfeld für den manuell eingestellten Sicherheitsbestand aktiviert ist, werden Artikel mit manuell eingestelltem Sicherheitsbestand nicht freigegeben. Ein Artikel hat einen permanent eingefrorenen Sicherheitsbestand, wenn die Sicherheitsbestandsmethode in "Artikel. Lagerort verbinden" (MMS002/F) auf 0 gesetzt und die manuell erfasste Sicherheitsbestandsmenge größer als 0 ist.
    • Wenn das Kontrollfeld für den temporär eingefrorenen Sicherheitsbestand aktiviert ist, werden alle Artikel mit einem temporären Sicherheitsbestand nicht freigegeben. Der temporär eingefrorene Sicherheitsbestand wird in (MMS002/F) aktiviert. Dies bedeutet, dass der Sicherheitsbestand ein manuell erfasster, fester Sicherheitsbestand ist. Dieser wird als Sicherheitsbestand verwendet, bis das Ergebnis der Berechnung des Sicherheitsbestands (z. B. durch Ausführen von (MMS615)) größer als der eingefrorene Sicherheitsbestand ist. Dies wird oft verwendet, wenn die Artikelnummer neu im Lager ist und über keine Artikelhistorie verfügt.
    • Wenn das Kontrollfeld für einen datumsgesteuerten Sicherheitsbestand aktiviert ist, werden alle Artikel mit einem zeitlich terminierten Sicherheitsbestand nicht freigegeben. Der datumsgesteuerte Sicherheitsbestand wird in "Sicherheitsbestand. Terminabhängig öffnen" (RPS040/E) über das Kontrollfeld "ESichBest." (Eingefrorener Sicherheitsbestand) aktiviert. Dies bedeutet, dass ein fester Sicherheitsbestand mit einem Von- und einem Bis-Datum vorhanden ist. Dieser Sicherheitsbestand wird in der Berechnung des Sicherheitsbestands berücksichtigt. Wenn also das aktuelle Datum innerhalb der Gültigkeitsdaten liegt, ist dieser feste Sicherheitsbestand das Ergebnis der Berechnung, unabhängig von der ausgewählten Sicherheitsbestandsmethode.

Generieren der Freigabedatei

Die Generierung der Bestandsfreigabedatei wird über "Bestandsfreigabedatei erstellen" (RPS680) initiiert.

Der Job wird übermittelt, um die Bestandsfreigabedatei entweder täglich zu aktualisieren oder diese vollständig neu zu generieren.

Nachdem alle Datensätze verarbeitet wurden, wird ein Hinweis an das RIPINVSHFnc-Programm gesendet, das die elektronische Business Message mit Informationen zu den in der MINVSH-Freigabedatei vorgenommenen Aktualisierungen auslöst.

Neu generieren

Die Einstellung zum Neugenerieren bestimmt, ob die MINVSH-Freigabedatei mit täglichen Änderungen aktualisiert oder vollständig neu generiert wird.

  • Periodischer Lauf

    Der periodische Lauf wird ausgewählt, wenn die MINVSH-Freigabedateitabelle täglich aktualisiert werden soll. Alle Datensätze in der MINVST-Tabelle werden nacheinander gelesen und individuell an das RPINVSHFnc-Funktionsprogramm gesendet. Nur Datensätze mit einem Berechnungsdatum vor oder gleich dem aktuellen Datum werden verarbeitet. Jeder Datensatz verfügt über ein Berechnungsdatum, welches das Datum der Artikelverarbeitung angibt. Üblicherweise entspricht das Berechnungsdatum dem Erstellungsdatum des Datensatzes. Nur Artikel mit datumsgesteuertem Sicherheitsbestand können ein zukünftiges Berechnungsdatum auf ihrem Trigger-Datensatz in MINVST aufweisen.

    Nachdem alle Datensätze in MINVST gelesen wurden und die Freigabedatei aktualisiert wurde, wird ein Hinweis an das RIPINVSHFnc-Programm gesendet, um eine Meldung auszulösen, die Informationen zu den durchgeführten Aktualisierungen im Hinblick auf Überschussniveaus enthält.

  • Neugenerierung

    Wenn die Neugenerierung aktiviert wurde, werden alle für die Freigabe qualifizierten Artikel gelesen und verarbeitet. Bei dieser Alternative werden alle vorhandenen Datensätze in der MINVSH-Freigabedatei gelöscht, bevor die Datei erneut generiert wird. Außerdem werden alle Datensätze in der MINVST-Trigger-Datei vor dem Lauf gelöscht und daher nicht weiter berücksichtigt.

    Nachdem alle zur Freigabe qualifizierten Datensätze verarbeitet wurden und die Freigabedatei erstellt wurde, wird ein Hinweis an das RIPINVSHFnc-Programm gesendet, um eine elektronische Meldung mit Informationen zum Gesamtüberschussbestand aller qualifizierten Artikel zu erstellen.

Konfigurieren der Empfänger von Geschäftsdokumenten

Das Standarddokument 72A wird für die Bestandsfreigabe verwendet. Es muss durch Auswahl von F14 in "Standarddokument. Öffnen" (CRS027) generiert werden.

Die Empfänger der elektronischen Business Messages werden in "Std.-Dokument. Medium-Kontrollobj verb." (CRS945) konfiguriert. Das Kontrollobjekt für Dokument 72A ist "Lieferant", wobei es sich um den in die Freigabedatei geschriebenen Lieferanten handelt.

In "Dok Medium Kontrollobj. Medium verbinden" (CRS949) muss ein MBM-Mediendatensatz für den Lieferanten konfiguriert werden.

Ablaufdiagramm

Führen Sie folgende Schritte aus

  1. Setzen Sie "Bestandsfrg zul" (ALIS) in "Settings – Lager- und Planungssteuerung" (CRS701) auf 3.

    Wenn "Bestandsfrg zul" auf 3 gesetzt wurde, müssen Artikel explizit ausgewählt werden, indem das Kontrollfeld für die Bestandsfreigabe in "Artikel. Lagerort verbinden" (MMS002/G) auf 1 gesetzt wird.

  2. Konfigurieren Sie die Regeln in "Datei-Settings - Bestandsfreigabe. Öffnen" (RPS820).

  3. Konfigurieren Sie den Empfänger der Business Message in (CRS945) und Dokument 72A.

  4. Starten Sie "Bestandsfreigabedatei erstellen" (RPS680) und übermitteln Sie einen periodischen Lauf oder eine Neugenerierung.

  5. Überprüfen Sie (MNS206). Ein MBM-Initiator muss für RPS680PF erstellt worden sein.

  6. Setzen Sie "Bestandsfrg zul" in (CRS701) auf 2.

    Wenn "Bestandsfrg zul" auf 2 gesetzt wurde, werden Artikel nicht individuell ausgewählt.

  7. Konfigurieren Sie den Empfänger der Business Message in (CRS945) und Dokument 72A.

  8. Starten Sie (RPS680), und übermitteln Sie einen periodischen Lauf oder eine Neugenerierung.

  9. Überprüfen Sie (MNS206). Ein MBM-Initiator muss für RPS680PF erstellt worden sein.

Ergebnis

Nachdem der gesamte Vorgang ausgeführt wurde, wird eine Infor Enterprise Collaborator-Meldung mit Informationen zu Artikeln und deren Überschussniveaus erstellt.