Upstream-Regeln in der Lieferkette

In diesem Dokument wird beschrieben, wie Sie die Upstream-Funktionalität einrichten und verwenden.

Upstream-Regeln werden in "Upstream-Regeln. Öffnen" (RPS380) eingerichtet.

Upstream-Änderungen einer Lieferkette

Voraussetzungen

Die Upstream-Funktionalität wird über mehrere Parameter in "Lieferkettenkonzept. Öffnen" (CRS709) gesteuert, wo das Auslösen einer Änderung auf höherer Stufe (Upstream) definiert ist. Beispiele für mögliche Trigger sind ein Wareneingang oder eine höhere bzw. eine niedrigere Menge oder beides. Außerdem gibt es die Option, eine Upstream-Änderung auszulösen, wenn eine Änderung am Datum erfolgt.

Sie können auch die Reihenfolge definieren, in der die Lieferkette von der Upstream-Änderung betroffen sein soll, d. h. entweder nach Auftragspriorität oder nach Planungsdatum. Dies ist nützlich, wenn mehrere Lieferketten mit beispielsweise einem Einkaufsauftrag (EA) verbunden sind.

Der letzte Satz von Parametern bezieht sich auf die in (RPS380) festgelegten Toleranzwerte. Diese Toleranzen entscheiden letztendlich, ob eine Upstream-Änderung durchgeführt werden soll und wie umfangreich die Änderung sein kann.

Workflow

Die Upstream-Funktionalität wird in folgenden Situationen aktiviert:
  • Bestätigung oder Lieferavis oder Versandavis für einen freigegebenen Einkaufsauftrag. Dies gilt sowohl für Mengenänderungen als auch für Datumsänderungen.
  • Wareneingang oder Lagerzugang eines freigegebenen Auftrags, d. h. Produktionsauftrag (PA) und EA. Dies gilt sowohl für Mengenänderungen als auch für Datumsänderungen, die Upstream erfolgen.
  • Die Datumsänderung betrifft das Transaktionsdatum, das mit dem Planungsdatum des Bedarfs verglichen wird.
  • Ändern eines Produktionsauftragsvorschlags (MOP). Dies gilt nur für Datumsänderungen, keine Upstream-Funktionalität für Mengenänderungen.
  • Ändern eines freigegebenen Produktionsauftrags über "Produktionsauftrag. Umplanen" (PMS010). Dies gilt sowohl für Mengenänderungen als auch für Datumsänderungen.

Wenn Upstream-Änderungen im Lieferkettenkonzept aktiviert sind und die Mengenänderung innerhalb der Toleranzen in (RPS380) liegt, wird die Lieferkette gemäß der bestätigten Menge bzw. der Eingangsmenge angepasst. Die Änderung wird bis zur obersten Stufe der Lieferkette weitergegeben, und anschließend wird die Lieferkette auf der höchsten Stufe gemäß der neuen Menge neu generiert. Die normalen Regeln bei der Generierung gelten auch hier, d. h. nur Vorschläge werden geändert, freigegebene Aufträge werden nicht geändert usw.

Wenn die Eingangsmenge außerhalb der in (RPS380) festgelegten Toleranzen liegt, werden zunächst die Lieferketten bis zur maximalen oder minimalen Toleranz angepasst. Wenn noch eine Menge übrig ist, die verteilt werden kann, wird eine Meldung an den Benutzer gesendet, der für den eingegangenen Artikel verantwortlich ist. Der Benutzer wird darüber informiert, dass eine Fehlmenge oder ein Überschuss an Material vorhanden ist. Überschüssiges Material wird eingelagert.

Wenn der Benutzer die Meldung erhält, kann er entscheiden, wie mit der Überschuss- bzw. Fehlmenge verfahren werden soll. Wenn die Überschuss-/Fehlmenge für bestimmte Lieferketten verwendet werden sollen, kann diese Lieferkette in "Lieferkettenkopf. Öffnen" (RPS200) eingegeben und die Lieferkettenmenge manuell in Bild E angepasst werden. Das bedeutet, dass die Lieferkette mit einer neuen, manuell festgelegten Menge neu generiert wird. Sie können beschließen, die Überschussmenge nicht zu verarbeiten, sondern für andere Lieferketten zu verwenden.

Wenn eine Fehlmenge vorhanden ist und der Benutzer eine bestehende Lieferkette nicht verringern möchte, generiert die MRP einen Vorschlag für die offene Menge, die provisorisch zugeteilt werden kann - entweder manuell zur der Lieferkette mit der Fehlmenge oder automatisch (z. B. bei Freigabe).

Da ein Kundenauftrag (KA) der höchsten Lieferkettenstufe einen Kunden betrifft, erfolgt keine automatische Änderung der KA-Menge. Dies muss manuell erfolgen. Von der Upstream-Änderung sind jedoch alle Stufen unterhalb des KA betroffen. Da der KA der höchsten Stufe nicht geändert wird, muss die provisorische Zuteilung für die Lieferkette auf dieser Stufe überproportional sein, um den tatsächlichen Bedarf zu decken.

Mengen von Verteilaufträgen (VA) der höchsten Stufe werden immer automatisch angepasst, um die tatsächliche Menge im Zugangslagerort widerzuspiegeln.

Hinweis: Der Toleranzprozentsatz wird auf der höchsten Stufe überprüft, und die geänderte Menge wird mit der Auftragspositionsmenge verglichen. Wenn also die KA-Positionsmenge manuell geändert wird, um die Upstream-Menge widerzuspiegeln, wird diese neue KA-Positionsmenge als Vergleich bei der nächsten Upstream-Änderung verwendet. Dies gilt auch für VA der obersten Stufe, da diese immer automatisch geändert werden.

Wenn sich die Lieferketten über die Lager- oder Standortstufe erstrecken und Sie keine automatischen Upstream-Änderungen über die gesamte Lieferkette wünschen, müssen Sie sicherstellen, dass für jeden Lagerort separate Lieferketten verwendet werden. Legen Sie hierfür den VA-Artikel mit einem Lieferkettenkonzept sowohl für den sendenden als auch für den empfangenden Lagerort fest, aber legen Sie das Lieferkettenkonzept für den Zugangslagerort auf der untersten Stufe fest. In diesem Fall gibt es eine Lieferkettennummer am Lagerort 1 und eine Lieferkette am Lagerort 2, die durch eine provisorische Zuteilung miteinander verknüpft sind. Wenn für Lagerort 2 eine Upstream-Änderung durchgeführt wird, ändert sich nur diese Lieferkette.

Upstream-Beispiele

Beispiel 1

Beim Lagerzugang eines EA werden 225 Stück statt 200 empfangen.

Diese sind mit zwei Lieferketten von je 100 Stück verbunden.

Lieferkette 1 hat eine Toleranz von 10 % und kann daher auf 110 Stück erhöht werden.

Lieferkette 2 hat eine Toleranz von 20 % und kann auf 115 Stück erhöht werden.

Es ist keine Überschuss- oder Fehlmenge vorhanden, sodass keine manuelle Interaktion erforderlich ist.

Beispiel 2

Beim Lagerzugang eines EA werden 150 Stück statt 200 empfangen.

Diese sind mit zwei Lieferketten von je 100 Stück verbunden.

Lieferkette 1 hat eine Toleranz von 10 % und kann daher auf 90 Stück reduziert werden.

Lieferkette 2 hat eine Toleranz von 20 % und kann daher auf 80 Stück reduziert werden.

Das Ergebnis ist eine Fehlmenge. Daher wird ein EA-Vorschlag für 20 Stück (90 + 80 - 150 = 20) generiert.

Hinweis

Anders als bei einer theoretischen Lieferkette, bei der Waren vom Lieferanten zum Kunden fließen, stellt der Bedarfsauftrag die oberste Stufe dar, da dies der Startpunkt ist, ab dem die Lieferkette generiert wird. Dadurch kann die Änderung eines Auftrags der obersten Stufe (z. B. eines Kundenauftrags) nachgelagerte Auswirkungen auf die Beschaffungsaufträge haben, während eine Änderung eines Auftrags der untersten Stufe (z. B. eines Einkaufsauftrags) vorgelagerte Änderungen der Bedarfsaufträge verursachen kann.

Beispiel 3

Es gibt eine Lieferkette von 100 Stück mit einer Toleranz von 10 %.

Ein Einkaufsauftrag mit einer Menge von 75 Stück wird bestätigt und die Schlussmarkierung gesetzt.

Lieferkette mit 90 Stück (100 - 10 %) wird erstellt. Da der EA jedoch nur 75 Stück ist, wird ein neuer EA-Vorschlag für 15 erstellt.

Wenn die Transaktion stornieren wird, betrachtet die Upstream-Funktion dies als Erhöhung um 25 Stück (100 - 75). Die Lieferkette wird auf 115 Stück (90 + 25) erhöht, aber aufgrund des Toleranzwerts auf 110 begrenzt (100 + 10 %). Dies bedeutet, dass die Lieferkette bei 100 Stück endet, und da der EA für 100 Stück war, wird ein neuer EA-Vorschlag für 10 Stück erstellt.

Die Lieferkette muss manuell auf die korrekte Menge angepasst werden.

Die folgende Tabelle zeigt die einzustellenden Parameter an:

Programm-ID/Bild Feld Dieses Feld zeigt ...
RPS380/E Startwert 1

... den ersten gültigen Wert, der mit dem Inhalt des Kontrollobjekts verglichen wird. Wenn der Inhalt des Kontrollobjekts dem Startwert entspricht oder größer ist als der Startwert, akzeptiert das System den jeweiligen Datensatz.

Sind mehrere Startwerte definiert, ist der Startwert gültig, der am nächsten zum tiefsten Wert liegt.

Beispiel:

Die Artikelnummer ist als Kontrollobjekt definiert. Startwerte: A100, A200 und A300. Wenn das Kontrollobjekt den Wert A150 enthält, akzeptiert das System den Datensatz mit dem Startwert A100. Wenn das Kontrollobjekt den Wert A375 enthält, akzeptiert das System den Datensatz mit dem Startwert A300.

RPS380/E Startwert 2

... den ersten gültigen Wert, der mit dem Inhalt des Kontrollobjekts verglichen wird. Wenn der Inhalt des Kontrollobjekts dem Startwert entspricht oder größer ist als der Startwert, akzeptiert das System den jeweiligen Datensatz.

Sind mehrere Startwerte definiert, ist der Startwert gültig, der am nächsten zum tiefsten Wert liegt.

Beispiel:

Die Artikelnummer ist als Kontrollobjekt definiert. Startwerte: A100, A200 und A300. Wenn das Kontrollobjekt den Wert A150 enthält, akzeptiert das System den Datensatz mit dem Startwert A100. Wenn das Kontrollobjekt den Wert A375 enthält, akzeptiert das System den Datensatz mit dem Startwert A300.

RPS380/E Startwert 3

... den ersten gültigen Wert, der mit dem Inhalt des Kontrollobjekts verglichen wird. Wenn der Inhalt des Kontrollobjekts dem Startwert entspricht oder größer ist als der Startwert, akzeptiert das System den jeweiligen Datensatz.

Sind mehrere Startwerte definiert, ist der Startwert gültig, der am nächsten zum tiefsten Wert liegt.

Beispiel:

Die Artikelnummer ist als Kontrollobjekt definiert. Startwerte: A100, A200 und A300. Wenn das Kontrollobjekt den Wert A150 enthält, akzeptiert das System den Datensatz mit dem Startwert A100. Wenn das Kontrollobjekt den Wert A375 enthält, akzeptiert das System den Datensatz mit dem Startwert A300.

RPS380/E Von-Datum

... das Startdatum der Version.

Dieses Datum darf sich nicht mit anderen Versionsdatensätzen überschneiden. Per Validierung wird sichergestellt, dass die Bedingungen erfüllt sind.

RPS380/E Vorausänderungen

... ob die Mengenänderungen bei Lagerzugängen auf niedrigeren Stufen Auswirkungen auf Lieferkettenaufträge höherer Stufe (Upstream) haben.

Ist das Kontrollfeld aktiviert, werden die Mengenänderungen auf niedrigeren Stufen an die Aufträge auf höherer Stufe in der Lieferkette gemäß den Quelltoleranzfeldern in (RPS380) weitergegeben.

RPS380/E Negative Beschaffungstoleranz

... der erlaubte Toleranzgrenzwert für Mengenreduktionen beim Lagerzugang in Prozent. Dieser Wert steuert, welche Mengenreduktionen in der Lieferkette nach oben (Upstream) weitergegeben werden.

Wenn dieses Feld leer bleibt, werden keine Upstream-Änderungen vorgenommen.

Wenn der eingegebene Wert größer als 0 % ist, werden nur Mengenreduktionen innerhalb der Toleranz an die höheren Stufen weitergegeben.

Hinweis:

Kundenaufträge der höchsten Stufe werden nicht automatisch geändert.

RPS380/E Positive Beschaffungstoleranz

... der erlaubte Toleranzgrenzwert für Mengensteigerungen beim Lagerzugang in Prozent. Dieser Wert steuert, welche Mengensteigerungen in der Lieferkette nach oben (Upstream) weitergegeben werden.

Wenn dieses Feld leer bleibt, werden keine Upstream-Änderungen vorgenommen.

Wenn der eingegebene Wert größer als 0 % ist, werden nur Mengensteigerungen innerhalb der Toleranz an die höheren Stufen weitergegeben.

Hinweis:

Kundenaufträge der höchsten Stufe werden nicht automatisch geändert.

RPS380/E Datumsänderungen upstreamen

... gibt an, ob sich Datumsänderungen bei Lagerzugängen oder bei PA-Umplanungen auf tieferen Stufen auf Lieferkettenaufträge höherer Stufe (Upstream) auswirken.

Ist das Kontrollfeld aktiviert, beeinflussen Datumsänderungen auf niegrigeren Stufen die Datumsangaben auf höheren Stufen in der Lieferkette gemäß den Datumstoleranzfeldern in (RPS380).

RPS380/E Datumstoleranz -

... gibt die zulässige Toleranz (in Tagen) für Datumsänderungen bei verfrühtem Lagerzugang an. Dieser Wert steuert, wie Datumsänderungen auf höhere Stufen (Upstream) in der Lieferkette weitergegeben werden.

Nur Datumsänderungen innerhalb des Toleranzbereichs werden an die höchste Stufe des Lieferkettenauftrags weitergegeben. Außerhalb der Toleranz werden nur die Stufen unterhalb der höchsten Stufe geändert. Wenn dieses Feld leer bleibt, erfolgt keine Änderung auf der höchsten Stufe.

RPS380/E Datumstoleranz +

... gibt die zulässige Toleranz (in Tagen) für Datumsänderungen bei verspätetem Lagerzugang an. Dieser Wert steuert, wie Datumsänderungen auf höhere Stufen (Upstream) in der Lieferkette weitergegeben werden.

Nur Datumsänderungen innerhalb des Toleranzbereichs werden an die höchste Stufe des Lieferkettenauftrags weitergegeben. Außerhalb der Toleranz werden nur die Stufen unterhalb der höchsten Stufe geändert. Wenn dieses Feld leer bleibt, erfolgt keine Änderung auf der höchsten Stufe.