Historische Istkosten berechnen

In diesem Dokument wird beschrieben, wie historische Istkosten für Einkaufs- und Produktionsartikel berechnet werden.

Die historischen Istkosten können für Audit-Zwecke und als Hilfsmittel verwendet werden, um zu beurteilen, in welchem Umfang die Produktkosten des Unternehmens korrekt sind.

Hinweis

Dieses Verfahren ist derzeit in Brasilien gesetzlich vorgeschrieben.

Ergebnis

Der Lagerwert und der Gewinn- und Verlustauszug werden mit den während der Periode angefallenen Realkosten aktualisiert.

Die MITTRA-, MWOTPS- und CRACTR-Tabellen wie auch die Produktkalkulationstabellen werden aktualisiert (siehe unten).

Bevor Sie beginnen

  • Die folgenden Einstellungen müssen in "Settings – Kostenrechnung" (CAS900/H) vorgenommen worden sein:
    • "310 Historische Istkosten": Diese Einstellung ermöglicht es, die historischen Istkosten zu berechnen und interne Buchungen für historische Istkosten in "Interne Buchungen. Erstellen" (CAS950) zu erfassen.
    • Wenn Sie einen Vorschlag in "Historische Istkosten. Berechnen" (CAS400) erstellen, beinhalten die Einstellungen "315 Historische Istkosten – Materialien" und "320 Historische Istkosten – Operationen" Material beziehungsweise Operationen.
    • "330 Methode zur Berechnung der historischen Istkosten" Diese Einstellung zeigt an, wie die Kosten berechnet werden. Zur Auswahl stehen 1 = laufender Durchschnittspreis, 2 = periodischer Durchschnittspreis, 3 = FIFO und 4 = LIFO. Weitere Informationen dazu finden Sie nachfolgend.
    • 345 Umgekehrte Transaktionen: Wenn diese Einstellung aktiviert ist, werden stornierte Transaktionen in (CAS400) berücksichtigt. Dieser Parameter kann nur aktiviert werden, wenn der Parameter "310" ebenfalls aktiviert ist.
  • Der Kalkulationstyp, der zur Speicherung der historischen Istkosten in der Produktkalkulation verwendet werden soll, muss in "Settings – Produktkalkulation" (PCS001/E) ausgewählt werden.
  • Wenn das Unternehmen entschieden hat, Operationen in die Berechnung einzuschließen, muss ein Kalkulationssatz für die zutreffenden Kalkulationskomponenten und diesen Kalkulationstyp in "Kalkulationskomponente. Kalkulationssätze erstellen" (PCS120) festgelegt werden. Kalkulationssätze können entweder manuell eingegeben oder mithilfe der Kostenstellenrechnung berechnet werden. Anschließend werden sie in "RD-Satz. Aus Resource Driver übertragen" (PCS120) übertragen.

Informationen zu historischen Istkosten

Ab Version 14.1.2.0. bietet M3 Business Engine die Möglichkeit, historische Istkosten für Einkaufs- und Produktionsartikel unabhängig von deren Lagerkontierungsmethode im Nachhinein zu berechnen. Sie können auch das Hauptbuch bei jeder Abweichung zwischen den aktuellen Produktkosten und den historischen Istkosten aktualisieren.

Die historischen Istkosten repräsentieren die genauesten Kosten für das Material oder die Operation, die mit dem Produkt verbunden sind. Das liegt daran, dass sie auf Realkosten basieren, die während der Buchungsperiode oder in einem unternehmensdefinierten Datumsbereich angefallen sind. M3 Business Engine wendet die historischen Istkosten auf das Material oder die Operation an, und zwar die über die gesamte Produktstruktur bis zum Artikel auf höchster Stufe. Dies erfolgt ohne Änderung der Kosten, die anhand der zutreffenden Lagerkontierungsmethode berechnet wurden. M3 Business Engine berechnet dann automatisch die Differenz zwischen diesen beiden Kostenarten, und ermöglicht es Unternehmen so, diese Differenz zu erkennen und im Rahmen der Produktkalkulation entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Ihnen stehen mehreren Kalkulationsmethoden zur Auswahl: die Methode des laufenden Durchschnittspreises, die Methode des periodischen Durchschnittspreises und die Anschaffungskostenmethoden FIFO und LIFO. Bei laufenden Durchschnittspreisen verwendet M3 Business Engine den Durchschnittspreis am Transaktionsdatum für jede Lagerentnahme. Bei periodischen Durchschnittspreisen berechnet das System die Kosten für die Periode und wendet diese auf alle Lagerentnahmen innerhalb eines benutzerdefinierten Datumsbereichs an. Bei FIFO- und LIFO-Methode werden entweder der Rechnungspreis oder die Anschaffungskosten jedes spezifischen Artikels bei jeder Lagerbewegung neu berechnet. M3 Business Engine berechnet die FIFO- oder LIFO-Kosten durch Identifizierung der entsprechenden Lagerzugänge und Multiplikation der Kosten jedes Lagerzugangs mit der Menge. Sind mehrere Lagerzugänge vorhanden, akkumuliert M3 Business Engine den Wert – Rechnungspreis, wenn vorhanden, oder die Anschaffungskosten aus der MITTRA-Tabelle – mit der entnommenen Menge. Der Gesamtwert wird dann durch die Menge geteilt, um die Anschaffungskosten zu bestimmen.

Bei Einkaufsartikeln werden historische Istkosten nur für Lagerentnahmen berechnet. Bei Produktionsartikeln werden historische Istkosten sowohl für Lagerzugänge als auch Lagerentnahmen berechnet. Jegliche Abweichungen zwischen den historischen Istkosten und den Produktkosten werden jedoch nur für Lagerentnahmen verbucht. M3 Business Engine beginnt mit der Neuberechnung historischer Istkosten für Einkaufsartikel in der Produktstruktur und fährt dann Stufe für Stufe und Artikel für Artikel in der Produktstruktur mit der Neuberechnung der Kosten für Produktionsartikel fort.

Führen Sie folgende Schritte aus

  1. Vorschlag erstellen

    Erstellen Sie einen Vorschlag mit berechneten historischen Istkosten in "Hist. Istkosten. Berechnen" (CAS400). Der Vorschlag enthält alle Lagerartikel der jeweiligen Unternehmensdivision und ermöglicht Ihnen, mithilfe der Drilldown-Funktion die Kosten für jeden Auftrag anzuzeigen, der mit dem jeweiligen Artikel im ausgewählten Datumsbereich verbunden ist. In (CAS400) können Sie außerdem einen Bericht drucken, CAS406PF, der alle Lagerbewegungen innerhalb des Datumsbereiches auflistet. Es ist nicht möglich, Änderungen an dem Vorschlag vorzunehmen.

    Transaktionen innerhalb des Datumsbereiches, den Sie für den Vorschlag festgelegt haben, werden mit den historischen Istkosten und dem historischen Istkostenstatus 1 (Kosten wurden berechnet) aktualisiert: MITTRA (Lagerbewegungen), MWOTPS (Kumulative Operation – Transaktionen) und CRACTR (Verschiedene Buchungstransaktionen). Die historischen Istkosten und der historische Istkostenstatus in der MITTRA-Tabelle werden zusammen für jede Lagerbewegung in "Lagerbewegung. Historie anzeigen" (MWS070/E) dargestellt. Bei Lagerzugängen für Produktionsartikel bleibt der historische Istkostenstatus gleich null, da der Status nur für negative Lagerbewegungen festgelegt ist. Das Produktkalkulationsmodell (PCS300) wird bei der Erstellung des Vorschlags auch automatisch für den ausgewählten Kalkulationstyp aktualisiert. Wenn Sie den Vorschlag vor der Bestätigung löschen, verbleiben die historischen Istkosten solange in diesen Tabellen, bis Sie einen neuen Vorschlag erstellen.

    Wenn Sie den Vorschlag bestätigen, ändert M3 Business Engine den historischen Istkostenstatus in den MITTRA-, MWOTPS- und CRACTR-Tabellen auf 2. Das bedeutet, dass interne Buchungen für diese Kosten nun in "Interne Buchungen. Erstellen" (CAS950) erfasst werden können. Zusätzlich wird eine CRACTR-Transaktion für jede Änderung im Durchschnittspreis für Durchschnittspreisartikel (Artikel mit Lagerkontierungsmethode 2) erstellt. Wenn der Vorschlag aufgrund eines technischen Problems nicht korrekt aktualisiert wurde, können Sie durch Auswahl von Option 18 = Regenerieren in (CAS400) den Vorgang fortsetzen.

    Das Datum des letzten bewilligten Vorschlags in (CAS400) wird in (CAS900/H) angezeigt. Sie dürfen keinen Vorschlag mit einem Datumsbereich erstellen, der vor dem aktuellen Datum liegt oder sich mit diesem überschneidet.

  2. Interne Buchungen erstellen

    Interne Buchungen von Zusatzkosten, die für Material und Operationen berechnet wurden, werden in "Interne Buchungen. Erstellen" (CAS950) erfasst. Aktivieren Sie dazu das Kontrollfeld "Historische Istkosten aktualisieren". Als Grundlage für diese internen Buchungen verwendet M3 Business Engine alle Lagerbewegungen mit historischem Istkostenstatus 2 in den MITTRA-, CRACTR- und MWOTPS-Tabellen.

    Je nach Lagerbewegung werden die folgenden internen Buchungen erstellt:

    • OI20-928 HAC – Auftragskalkulationsabweichung: Die Habentransaktion repräsentiert die Abweichung zwischen dem Transaktionspreis und den historischen Istkosten in der MITTRA-Tabelle, die bei der Kundenauftragsfakturierung in "Kundenauftragsrechnung. Drucken" (OIS180) erstellt wurde.
    • OI20-972 Neubewertung der Umsatzkosten: Verrechnung der Buchung mit OI20-928.
    • PM10-913 HAC – Materialkosten: Für Materialien erstellt, die in "Produktionsauftrag. Entnahme rückmelden" (PMS060) als Ware-in-Arbeit entnommen wurden.
    • PM10–918 HAC – Auftragskalkulation, Material: Verrechnung der Buchung mit PM10-913.
    • PM11-913 HAC – Materialkosten: Für Materialien erstellt, die automatisch während der Rückmeldung von Produktion ohne Auftrag in "Produktionsauftragr. Ohne Auftrag melden" (PMS260) entnommen wurden.
    • PM11-918 HAC – Auftragskalkulation, Material: Verrechnung der Buchung mit PM11-913.
    • PM20-923 HAC – kumulierte Operationen: Für Arbeit erstellt, die auf den rückgemeldeten Operationen in "PA-Operation. Rückmeldung" (PMS070) basiert.
    • PM20-928 HAC – Auftragskalkulationsabweichung, Operation: Verrechnung der Buchung mit PM20-923.
    • PM21-923 HAC – kumulierte Operationen: Für Operationen, die bei der Rückmeldung von Produktion ohne Auftrag in (PMS260) automatisch gemeldet werden.
    • PM21-928 HAC – Auftragskalkulationsabweichung, Operation: Verrechnung der Buchung mit PM20-923.
    • PC10-932 Durchschnittspreisänderungen: Die Änderung des Durchschnittspreises für Durchschnittspreisartikel, basierend auf Transaktionen in der CRACTR-Tabelle bei Freigabe von historischen Istkosten in (CAS400).

    Der historische Istkostenstatus wird für die Lagerbewegung automatisch auf 3 festgelegt, d. h. interne Buchungen wurden erstellt.

  3. Lagerbewertung ausführen

    Lagerbewertungsvorschläge werden in "Lagerwert. Öffnen" (CAS180) erstellt. Der in (CAS180/E) ausgewählte Bewertungstyp bestimmt, welcher Lagerwert als Basis für die Lagerbewertung verwendet wird. Wird in (CAS180/E) der Beurteilungstyp 2 = Historische Istkosten ausgewählt, verwendet M3 Business Engine anstelle der Anschaffungskosten die historischen Istkosten, falls diese in der MITTRA-Tabelle aufgeführt sind, für alle positiven Lagerbewegungen vom Bewegungstyp 10 (PA-Eingang), 12 (PA-Eingang Kuppelprodukt), 17 (PA-Eingang QK) oder 18 (PA-Eingang Kuppelprodukt QK). Für alle anderen positiven Lagerbewegungen werden die Anschaffungskosten aus der MITTRA-Tabelle verwendet.

    Wenn Sie dem Lagerbewertungsvorschlag zustimmen, aktualisiert M3 Business Engine das Hauptbuch mit der Differenz zwischen den historischen Istkosten und dem zuvor verbuchten Lagerwert. Die allgemeine Lagerbewertungsregeln sind jedoch trotzdem gültig. In der Praxis bedeutet dies, dass M3 Business Engine weiterhin den Wert auswählt, der von einer anderen Lagerbewertungsmethode berechnet wurde, solange dieser unter den Anschaffungskosten liegt. Die angewendete Lagerbewertungsmethode wird pro Position im Lagerbewertungsvorschlag von (CAS190) angezeigt.

  4. Ware-in-Arbeit ausführen

    Erstellen Sie in "WIA-Wert. Öffnen" (CAS170) einen Vorschlag für Ware-in-Arbeit, und wählen Sie Bewertungstyp 1 = WIA-Abstimmung aus. Dieser Bewertungstyp ersetzt in "Auftragskalkulation. Drucken" (CAS550) das Berichtslayout 5 der Version 14.1.2.0 von M3 Business Engine. Der Ausgabebericht enthält alle weiterhin offenen Aufträge. Beim Erstellen des Berichts überprüft M3 Business Engine automatisch die verbundenen Auftragskalkulationstabellen pro Referenzauftragskategorie, um die für die Summierung der verbuchten Werte erforderlichen Buchungsnummern abzurufen. Gleichzeitig wird die CPOHED-Tabelle mit dem Abschlussdatum der Aufträge aktualisiert, die basierend auf dem Buchungsdatum in (CAS300) bereits abgeschlossen sind.

    Erstellen Sie dann einen neuen Vorschlag (CAS170), doch wählen Sie Bewertungstyp 2 = WIA-Bewertung aus. Der WIA-Wert wird anschließend mit den historischen Istkosten von noch offenen Aufträgen aktualisiert. Diese zweistufige Herangehensweise verbessert nicht nur die Leistung erheblich, sondern wird auch von Unternehmen verlangt, die historische Istkosten berechnen müssen.