Lieferplanung durch Lieferanten

Ein Unternehmen kann die Lieferplanung für bestimmte Einkaufsartikel auslagern. In diesem Fall erhält der Lieferant keine Bestellungen darüber, welcher Artikel in welcher Menge an welchem Tag zu welcher Uhrzeit zu liefern ist. Vielmehr wird die Lieferplanung und damit die Entscheidung über Liefermenge und -zeitpunkt an den Lieferanten selbst übertragen. Kunde und Lieferant haben eine Bedingungsvereinbarung über sämtliche relevanten Planungsparameter. Diese Bedingungsvereinbarung wird mit einem gültigen VK-Vertrag oder EK-Vertrag verknüpft.

Vendor Managed Inventory (VMI)

Die Lieferplanung durch den Lieferanten ist ein Aspekt beim Vendor Managed Inventory (VMI). Damit der Lieferant Kontrolle über den Bestand hat, wird das Lager am Kundenstandort als Lager im LN-System des Lieferanten definiert.

Die Lieferplanung durch Lieferanten kann über drei Plancodes erfolgen - siehe folgende Tabelle:

Plancode Eigentümer der gelieferten Waren am Kundenstandort Zuständig für das Lagermanagement am Kundenstandort Zuständig für die Lieferplanung
Vollständiges VMI Lieferant Lieferant Lieferant
Planung durch Lieferant Kunde Kunde Lieferant
Lagermanagement durch Kunden Lieferant Kunde Lieferant

Nähere Informationen finden Sie hier: Vendor Managed Inventory (VMI)

Auftragsbasierte Planung und VMI

Die reguläre auftragsbasierte Planung und die Lieferplanung durch den Lieferanten unterscheiden sich im Wesentlichen wie folgt:

  • Reguläre auftragsbasierte Planung

    Bei der regulären auftragsbasierten Planung generiert Unternehmensplanung normalerweise Bestellvorschläge für die von einem Lieferanten zu liefernden Artikel.
  • Lieferplanung durch Lieferanten

    Wenn der Artikellieferant ein gültiger VMI-Lieferant ist, generiert Unternehmensplanung keine Bestellungen für den Artikel. Stattdessen kann Unternehmensplanung eine Prognose zur Übermittlung an den Lieferanten generieren. Auf Grundlage dieser Prognose oder des aktuellen Bestandsniveaus beim Kunden nimmt der Lieferant die Lieferplanung vor. Im Allgemeinen erfolgt die Ergänzung über Lagerumbuchungen.

Übersicht

Die folgende Abbildung illustriert den Informations- und Warenfluss bei Übernahme der Planung durch den Lieferanten.

Prognose

Normalerweise sendet der Kunde dem Lieferanten eine Bedarfsprognose für einen bestimmten Artikel. Diese kann der Lieferant als Grundlage für seine auftragsbasierte Planung verwenden.

Erhält der Lieferant vom Kunden keine Prognose, kann er seine Lieferplanung nach dem aktuellen Bestandsniveau vornehmen.

Der Kunde verdichtet die Prognose zu Prognoseperioden. Beispiel: Der Prognosezeitraum beträgt eine Woche.

Unternehmensplanung generiert die Prognose; der Kunde kann sie vor der Versendung an den Lieferanten jedoch manuell anpassen.

Nähere Informationen finden Sie hier: Prognose (VMI)

Bestätigte Lieferung

Je nach Systemeinrichtung sendet der Lieferant dem Kunden eine Bestätigungsmeldung über die Lieferung.

Unternehmensplanung kann die bestätigte Lieferung generieren, wobei der Lieferant noch andere Möglichkeiten zum Bestimmen der bestätigten Lieferung hat. Wenn Unternehmensplanung die bestätigte Lieferung generiert, kann der Lieferant diese vor der Verwendung an den Kunden manuell anpassen.

Nähere Informationen finden Sie hier: Bestätigte Lieferung (VMI)

Versionen

Jede Prognose, die der Kunde an den Lieferanten sendet, erhält eine Versionsnummer. Die entsprechende bestätigte Lieferung ist mit derselben Versionsnummer gekennzeichnet.

Sie können bisherige Versionen für zukünftige Referenzzwecke speichern. Sie können festlegen, wie viele Versionen LN im Programm Parameter Unternehmensplanung (cprpd0100m000) vorhält. So können Sie LN beispielsweise anweisen, die letzten 10 Versionen zu speichern.

Einschränkungen

Die Prognose und die bestätigte Lieferung enthalten keine Gültigkeitseinheiten. Wenn für einen Artikel Lieferung mit Einheitengültigkeit eingerichtet wird, kann er nicht von einem VMI-Lieferanten geliefert werden.

Für unter VMI geplante Artikel gibt es keinen Artikel-Hauptplan.

Beispiel

Die folgende Abbildung illustriert die Situation vom Lieferantensystem aus gesehen.

Im gezeigten Beispiel hat der Lieferant folgende funktionale Einheiten definiert:

  • Planungs-Cluster CL: der Standort des Kunden.
  • Lager A: das Lager am Lieferantenstandort.
  • Lager B: ein mit Planungs-Cluster CL verknüpftes externes Lager.
  • Artikel 1500J: ein vom Lieferanten hergestellter und an den Kunden gefertigter Artikel.
  • Planartikel 1500J mit Vorgabelager A. Hinweis: Das Planungs-Cluster-Segment des Artikel-Codes ist leer oder es weicht von CL ab.
  • Planartikel CL - 1500J, mit Vorgabelager B. Hinweis: Das Planungs-Cluster-Segment des Artikel-Codes ist CL.

Der Kunde in diesem Beispiel sendet regelmäßig eine Prognose an den Lieferanten. Auf Basis dieser Prognose generiert der Lieferant Auftragsvorschläge, um Planartikel CL - 1500J an Lager B (beim Kunden) zu liefern, sowie Produktionsvorschläge für 1500J und seine Komponenten.

Die Auftragsvorschläge für Planartikel CL - 1500J können in eine bestätigte Lieferung umgewandelt werden. Die bestätigte Lieferung ist die Liefermenge, für die der Lieferant eine feste Reservierung vornimmt. Optional kann der Lieferant die bestätigte Lieferung ändern, bevor er die Daten an den Kunden sendet.

Schließlich plant der Lieferant die Lieferung auf Basis der an den Kunden übermittelten bestätigten Lieferung neu. Da die bestätigte Lieferung unter Umständen von der eingegangenen Prognose abweicht, erstellt dieser Planungslauf Auftragsvorschläge, die von den der Prognose zugrunde gelegten Auftragsvorschlägen abweichen können.

Abläufe

Anweisungen zum Einrichten des Systems und zur Bestandsplanung und -ergänzung finden Sie unter:

  • Lieferant

    • Lieferplanung für den Kunden - Einrichtung
    • Durchführen einer Lieferplanung für Ihren Kunden - Vorgehensweise
    • Lieferplanung durch Lieferanten, Senden der Prognose
  • Kunde

    • Lieferplanung durch Ihren Lieferanten - Einrichtung
    • Lieferplanung durch Lieferanten, Senden der Prognose