Produktion

Das Modul "Produktion" verarbeitet die Erstellung von Produktionsaufträgen, die Planung von Produktionsaufträgen und den Ablauf in Bezug auf die Ausführung dieser Aufträge.

Sie können Produktionsaufträge im Modul Produktion manuell erstellen und ändern. Zur automatischen Erstellung von Produktionsaufträgen benötigen Sie das Paket Unternehmensplanung.

Fertigungstypen

Im Modul Produktion wird die eigentliche Fertigung von Artikel verwaltet. Produktionsaufträge können auf unterschiedliche Arten kategorisiert und gesteuert werden, abhängig vom Grad der kundensspezifischen Anpassung, die für den Artikel oder Auftrag und Artikel erforderlich sind.

Im Modul Produktion sind die folgenden Fertigungstypen möglich:

  • Vollständig kundenspezifisch angepasst, von einem Standardartikel abgeleitet
    In diesem Fall wird ein Standardartikel vollständig angepasst, um eine Kundenanforderung zu erfüllen. Dazu gehören kundenspezifische Stücklisten, Arbeitspläne und Kostenstrukturen, die auf der Produktstruktur des Standardartikels als Vorlage basieren. Im Anschluss kann für die kundenspezifische Struktur Konstruktion erfolgen. Über ein PCS-Projekt wird der Verkaufsauftrag in einen Produktionsauftrag umgewandelt. Dies gilt für Einzelfertigung/auftragsbezogene Fertigung. Über den PCS-Projektcode ist der Produktionsauftrag mit dem Verkaufsauftrag verbunden.
  • Vollständig kundenspezifisch angepasst, von einem generellen Artikel abgeleitet
    Ein Verkaufsauftrag ist für einen generellen Standardartikel verfügbar, nicht jedoch ein Endmontageplan (FAS). Dieser Artikel ist vollständig kundenspezifisch angepasst. Planung, Prognoseerstellung und Materialauflösung erfolgen im Paket Unternehmensplanung. Mithilfe des Produktkonfigurators werden eine kundenspezifische Stückliste und ein Arbeitsplan für ein PCS-Projekt erstellt, mit dem der Verkaufsauftrag in einen Produktionsauftrag umgewandelt wird. Dies gilt für Einzelfertigung/auftragsbezogene Fertigung mit relativ geringen Fertigungsmengen.
  • Von einem generellen Artikel abgeleitet, ohne Projekt
    Dieser Fertigungstyp ist mit dem vorherigen verwandt, dieser Fall bezieht sich jedoch auf Umgebungen mit hohen Fertigungsmengen. In diesem Fall kann der Produktkonfigurator ohne PCS-Projekte verwendet werden.
  • Anonyme Fertigung, Standardartikel
    Dieser Typ gilt für den Fall, in dem die Fertigung vollständig anonym erfolgt. Artikel werden für den Bestand gefertigt. Für die Ausführung der Fertigung im Modul "Produktion" können die Bestellsysteme SIC, MRP, MPS und "Manuell" verwendet werden. Der einzige Unterschied zur kundenspezifischen Fertigung liegt darin, dass kein Projektcode verfügbar ist. Daher ist der Produktionsauftrag nicht mit einem Verkaufsauftrag verbunden.
  • Vollständig kundenspezifisch angepasst, kundenspezifischer Artikel
    Kundenspezifische Fertigung geht aus der Projektverwaltung (PCS) hervor und wird nicht von einem Standardartikel abgeleitet. Auf die Auftragsdokumente wird ein Projektcode gedruckt. Der Produktionsauftrag ist mit einem Verkaufsauftrag verbunden. Dies gilt für wahre Einzelfertigungsumgebungen, wo der Entwurf des Artikels bei Null beginnt und auf Kundenanforderungen beruht.
Produktionsauftragsverwaltung

Ein Produktionsauftrag umfasst neben der Herstellung eines Artikels auch die Bedingungen, unter denen die Fertigung abläuft, wie beispielsweise den verwendeten Arbeitsplan, den Liefertermin und die Auftragsmenge.

  • Sie können den Fortschritt der Produktion überwachen, beispielweise die fertigen Produktionsaufträge, Mengen und Arbeitsgänge, und die Mengen, die für bestimmte Arbeitsgänge erreicht wurden.

  • Bei Herstellungsprozessen ist es oftmals notwendig, mehr als die tatsächlich benötigten Produkteinheiten einzuplanen, da unter Umständen einige der Produkte nicht den Spezifikationen entsprechen. Einige der Komponenten können auch beschädigt werden oder für die Produktion ungeeignet sein; dies wird über Ausschuss und Gutmenge abgebildet.

  • Die Produktionsauftragsplanung ermöglicht die Bearbeitung und Vorausplanung von Produktionsaufträgen. Bei der Planung werden der Anfangs- und Endtermin der einzelnen Arbeitsgänge und des Produktionsauftrags ermittelt. Dabei werden die Durchlaufzeit der Arbeitsgänge und des Produktionsauftrags berechnet. Außerdem wird die Auslastung der betreffenden Maschinen und Abteilungen berechnet und angezeigt.

  • Fremdbearbeitung ist eine gängige Praxis in der Fertigungsbranche.

    • Ein Teil der Produktion wird aus unterschiedlichen Gründen fremdvergeben:
    • Ein spezieller Arbeitsgang ist erforderlich, für den das Unternehmen nicht über die entsprechende Ausstattung verfügt.
    • Die zur Verfügung stehende Kapazität reicht nicht aus.
    • Der Arbeitsumfang ist groß, und die interne Ausführung kann kostspielig sein.
  • Für den Hersteller ausgeführte Produktionsaufträge werden als "Fremdbearbeitungsaufträge" bezeichnet. Sie erhalten das Material für diese Aufträge vom Hersteller als Eigentümer des Materials. Dieses Material wird mit einem bestimmten Wert gemäß der aktuell verwendeten Bewertungslogik gelagert. Sie können Material für einen Fremdbearbeitungsauftrag entnehmen. Die nachkalkulierten Kosten für das Material betragen null, wenn das Material in einem Produktionsauftrag verarbeitet wird. Die Arbeit-in-Umlauf des Fremdbearbeitungsauftrags gehört zu einem Teil dem Hersteller; dies ist für den Anwender sichtbar.

  • Für die Entnahme des benötigten Materials aus dem Lager in die Produktion ist die Eingabe der Materialentnahme als Teil der Produktionsauftragsverarbeitung erforderlich. Die Entnahme kann manuell oder durch das System erfolgen, während die Kalkulation aufgebaut wird. Im Falle von retrograder Abbuchung erfolgt die Entnahme von Bestand automatisch.

  • Die automatische Entnahme von Material aus dem Bestand oder das Abbuchen der für die Herstellung eines Artikels geleisteten Stunden; dies basiert auf dem theoretischen Verbrauch und der fertiggemeldeten Artikelmenge.

  • Greifvorrat

    Lagerbestand aus preiswertem Material, der direkt in der Produktion gelagert wird. Dort kann dieses Material für die Produktionsabläufe verwendet werden, ohne dass jede Materialentnahme einzeln erfasst und gebucht werden muss. Greifvorrat wird nicht retrograd abgebucht und ist nicht Teil der vorkalkulierten Kosten. Um Greifvorrat berechnen zu können, wird ein Zuschlag zu den Herstellkosten eines Endprodukts addiert. Eine Kanban-Karte löst die Lieferung dieser Greifvorräte in die Produktion aus. Sie können einen Lagerauftrag mit der Auftragsart "Produktion" erstellen, in dem Sie angeben, aus welchem Lager und in welche Abteilung das Material geliefert werden soll.

  • Produktionsläger sind Läger, in denen das für die Produktion erforderliche Material gelagert und verwaltet wird. Ein Produktionslager ist mit einer Abteilung verknüpft. Auf diese Weise kann für Arbeitsgänge erforderliches Material per Kanban aus dem Bestand in das mit diesem Arbeitsgang verknüpfte Produktionslager entnommen werden, beispielweise ein Ort in der Produktionlinie.

  • Die Nachkalkulation des Produktionsauftrages beschäftigt sich mit den Kosten von Produktionsaufträgen für sämtliche Artikel und Produktionsarten, deren Produktionsaufträge im Modul "Produktion" bearbeitet werden. Die Nachkalkulation für Aufträge für Standardartikel und kundenspezifische Artikel ist identisch.

    Die folgenden Werte können berechnet werden:

    • Vorkalkulierte Auftragskosten
    • Nachkalkulierte Auftragskosten
    • Produktionsergebnisse
  • Sie können die Überwachung von Einsatz/Ausbringung verwenden, um zu bewerten, wie effizient Ihre Maschinen oder Abteilungen arbeiten. Sie können die nachkalkulierte Einsatzmenge mit der geplanten Einsatzmenge vergleichen, um zu ermitteln, für welche Abteilung oder Maschine nicht genügend Arbeit vorhanden ist, was zu geringer Produktivität führt. Sie können die nachkalkulierte Herstellmenge mit der geplanten Herstellmenge vergleichen, um Probleme in einer Abteilung oder Maschine aufzuspüren.

  • Bei einer Produktionsauftragsgruppe handelt es sich um eine anwenderdefinierte Gruppe von Produktionsaufträgen. Sie können Produktionsaufträge einzeln hinzufügen oder Kriterien für die Zusammenfassung von Aufträgen mit gemeinsamen Merkmalen angeben. Nachdem eine Gruppe erstellt wurde, können Sie sie verwenden, um gleichzeitig Schritte für alle Produktionsaufträge in der Gruppe auszuführen, beispielsweise Aufträge fertigmelden, Auftragsdokumente drucken, Aufträge abschließen.

  • Um den Einsatz der unterschiedlichen Maschinen für den Produktionsprozess in einem Werk zu optimieren und die Umrüstzeiten aufgrund von anderen Produkteigenschaften so kurz wie möglich zu halten, gibt es eine Funktion zur Sortierung von Produktionsaufträgen nach Rüstklassen (wie beispielsweise Farbe).

  • Mithilfe der Produktionsauftragsaufteilung können Sie Produktionsaufträge, die sich in Bearbeitung befinden, in mehrere Produktionsaufträge aufteilen. Sie können die herauszuteilende Menge, die in den neuen untergeordneten Auftrag übernommen werden soll, auswählen oder abgelehnte Artikel herausteilen.

    Eine Aufteilung kann bspw. in folgenden Situationen erforderlich sein.

    • Aufgrund von Kapazitätsengpässen kann nicht die gesamte Auftragsmenge rechtzeitig fertiggestellt werden.
    • Es ist nicht genügend Material vorhanden, um die gesamte Auftragsmenge rechtzeitig fertigzustellen.
    • Ein Teil der gesamten Auftragsmenge entspricht nicht den Qualitätsstandards oder wird früher bzw. später als erwartet fertig.
  • Alternative Kostenzuweisungen werden definiert, um die projektbezogene Zuordnungsverteilung aktueller Lieferaufträge zu überschreiben und die verbundenen Kosten auf andere PSP-Knoten umzuleiten.

    In der Stückliste können alternative Kostenzuweisungen für Arbeitspläne, Arbeitsgänge, Abteilungen oder Kostenarten gelten. Auf eine bestimmte Stückliste können mehrere alternative Kostenzuweisungen angewendet werden.