Informationen über die Retrograd-Verarbeitung von Material

Sie können mehrere Retrograd-Abbuchorte für dasselbe Material festlegen. Der Abbuchort wird auf Materialebene angegeben. Mit dieser Methode können Sie die Fertigung eines Teils auf zwei Fertigungslinien aufteilen, für die jeweils unterschiedliche Retrograd-Abbuchorte definiert sind.
Hinweis: 
  • Für Retrograd-Material mit Losverfolgung oder Seriennummernverfolgung wird immer das Standardlager verwendet.
  • Sie können die Retrograd-Funktion nicht für rekursives Material in einer FA-Stückliste oder Angebots-FA-Stückliste verwenden (d. h. wenn es sich um das endgültige Teil und eine Materialkomponente derselben Stückliste handelt). Ein Teil ist rekursiv, wenn es sich bei dem Fertigungsauftrag bzw. Angebotsfertigungsauftrag um einen Nachbesserungsauftrag handelt.

Hierarchie der Retrograd-Abbuchorte

Es gibt vier Ebenen für Retrograd-Abbuchorte. Sie müssen nicht alle vier Ebenen verwenden, aber wenn Sie Material retrograd verarbeiten möchten, müssen Sie zumindest einen Retrograd-Abbuchort angeben. Das System prüft die einzelnen Ebenen in einer bestimmte Reihenfolge. Wenn die erste Ebene leer ist, fährt es mit der nächsten Ebene fort, usw.:

  • Bei der ersten vom System geprüften Ebene handelt es sich um das Feld Retrograd-Abbuchort des Datensatzes Material. Wenn das angegebene Lager für das Teil nicht existiert, erstellt das System den Lagerdatensatz automatisch und führt die Retrograd-Funktion für diesen Datensatz aus.
  • Ist das Feld "Retrogr.-Abbuchort" des Materials leer, sucht das System nach einem Teilelagerort, der auf den Arbeitsplatz des Arbeitsgangs verweist. Wenn das angegebene Lager für das Teil nicht existiert, erstellt das System den Lagerdatensatz automatisch und führt die Retrograd-Funktion für diesen Datensatz aus.
  • Ist der Arbeitsplatz des Arbeitsgangs nicht mit einem Lagerort verknüpft, prüft das System das Feld Retrograd-Abbuchort auf der Registerkarte Steuerung der Maske Teile.
  • Ist das Feld Retrograd-Abbuchort der Maske Teile leer, verwendet das System den in der Maske Bestandsparameter angegebenen Retrograd-Abbuchort.

Immer wenn das System im Verlauf des Prüfvorgangs einen gültigen Retrograd-Abbuchort ermittelt, wird dieser verwendet und alle anderen Orte, die auf höheren Ebenen festgelegt wurden, werden ignoriert. Wenn beispielsweise auf Material-/Arbeitsgangebene ein Retrograd-Abbuchort angegeben ist, verwendet das System diesen Ort für Retrograd-Prozesse, und zwar unabhängig von der Einstellung, die Sie für das Material auf anderen Ebenen - Teilelagerort/Arbeitsplatz, Teile - Steuerung oder Bestandsparameter - vorgenommen haben.

Hinweis:  Das System verwendet außerdem eine Hierarchie für Angebotsmaterial und aktuelles Material. Dabei kommt dieselbe Logik zum Tragen, die zuvor im Hinblick auf Fertigungsauftrags- oder Produktionsplanmaterial erläutert wurde.

Bestandsparameter

Wenn Sie auf allen vier Ebenen keinen Retrograd-Abbuchort eingeben, können Sie die Retrograd-Funktion nicht nutzen. Das System zeigt in diesem Fall eine Fehlermeldung an, wenn in der Maske Bestandsparameter das Kontrollkästchen Negativer Bestand aktiviert ist. Um die Funktion nutzen zu können, müssen Sie einen Retrograd-Abbuchort auf einer der vier Ebenen der Hierarchie angeben.

Teile - Steuerungen

Um Material für die Retrograd-Funktion einzurichten, wählen Sie auf der Registerkarte Steuerung der Maske Teile das Feld Retrograd aus. Sie können diese Einstellung für jedes Material auf der Stückliste überschreiben.

Hinweis:  Für die Retrograd-Teil- und Meldepunkteinstellungen des Arbeitsplatzes werden die Standardwerte aus einer der Arbeitsgangsmasken (Aktuelle Arbeitsgänge, Fertigungsauftrags-Arbeitsgänge, Arbeitsgänge für Produktionsplanteil, Arbeitsgänge für Produktionsplanfreigabe und Angebotsarbeitsgänge) übernommen, in der der Arbeitsplatz angegeben ist. Sie können diese Standardwerte für das Retrograd-Teil und den Retrograd-Abbuchort jedoch in der Arbeitsgangmaske überschreiben.

Teilelagerort/Arbeitsplatz und Werkstattlagerort

Ein Werkstattlager ist in der Maske Lagerort mit einem Arbeitsplatz verknüpft. Der Bericht 'Werkstattlagerort-Auffüllung' verwendet ausschließlich diese Beziehung, um die für die Produktion erforderlichen Materialmengen zu berechnen und das Werkstattlager entsprechend aufzustocken.

Material/Arbeitsgang

Sie müssen einen aus Arbeitsgängen zusammengesetzten Arbeitsplan einrichten, bevor Sie Material anhängen können. In der Maske Arbeitsgänge geben Sie die Retrograd-Daten an: Arbeitsstunden, Maschinenstunden oder beides. Sie können auch festlegen, ob der Arbeitsgang als Meldepunkt dient. In der Maske Material können Sie festlegen, ob ein Teil als Retrograd-Teil verwendet werden soll. Außerdem können Sie hier den zugehörigen Ort angeben.

Beispiel für Standardhierarchie der Retrograd-Funktion

BEISPIEL: Ein Beispiel finden Sie hier: Beispiel: Retrograd, das den Ursprung der standardmäßigen Retrograd-Lagerorte für einen Fertigungsauftrag mit dieser Einrichtung verdeutlicht.

Vorgehensweise für die Retrograd-Verarbeitung von Material

Die Stückliste und die eingerichtete Lagerorthierarchie steuern, welches Material retrograd verarbeitet wird und welcher Retrograd-Abbuchort für jedes Material verwendet wird.

Wenn Sie Mengen für abgeschlossene Transaktionen buchen oder Ausschuss melden, erfolgt die Retrograd-Verarbeitung automatisch. Die Menge der retrograd verarbeiteten Komponenten ergibt sich aus der Multiplikation der fertigen Mengen oder Ausschussmengen mit dem in der Stückliste definierten Wert für "Menge pro". Zuvor retrograd verarbeitete oder manuell entnommene Komponenten werden für die aktuelle Transaktion nicht berücksichtigt.

Die vom System für die Retrograd-Verarbeitung verwendete Stückliste wird durch den Fertigungstyp bestimmt, wie aus der folgenden Übersicht hervorgeht.

Fertigungstyp Bei der Retrograd-Verarbeitung verwendete Stückliste
Fertigungsauftrag FA-STKL
Produktionsplan Stückliste für Produktionsplanfreigabe
JIT-Produktion Aktuelle Stückliste
BEISPIEL: In diesem Beispiel wurde das Teil XYZ für die Retrograd-Verarbeitung von Material eingerichtet. Fertigungsauftrag 100 für das Teil XYZ erfordert zwei Pfund Material A für jede fertige Einheit. Sie geben manuell zwei Pfund von material A an Fertigungsauftrag 100 aus. Später geben Sie eine Transaktion für fünf fertig gestellte Einheiten ein. Der Retrograd-Verarbeitungsprozess gibt automatisch 10 Pfund aus (zwei Pfund x fünf fertige Einheiten). Zusammen mit den zwei Pfund, die manuell entnommen wurden, ergibt sich die Summe von 12 Pfund.