Verwenden eines Hauptproduktionsplans

Mit dem Hauptproduktionsplan (HPP) können Sie die Fertigung wichtiger HPP-Teile steuern und so Ihre Planung vor Schwankungen des auftragsbasierten Bedarfs schützen (z. B. Forecasts, Kundenaufträge, übergeordnete Fertigungsaufträge). Bei einem HPP handelt es sich um eine manuell erstellte, voraussichtliche Planung für ein Teil. Er basiert auf Bedarfserwartungen und Ressourcenkapazitätskalkulationen.

Der HPP wird über die Maske Hauptproduktionsplan und die Funktion HPP-Verarbeitung verwaltet.

Definieren von HPP-Teilen

Vor der Erstellung eines Hauptproduktionsplans für ein Teil müssen Sie zunächst das HPP-Kennzeichen im entsprechenden Datensatz unter Teile aktivieren.

Es können nicht alle Teile durch einen HPP gesteuert werden. Mit einem HPP können Sie beispielsweise Teile planen, deren Kundenbedarf saisonalen Schwankungen unterliegt. Es empfiehlt sich, die Planung solcher Teile manuell durchzuführen und die Berechnung der Bedarfe und die Erstellung der Deckungen nicht MRP/APS zu überlassen, denn MRP und APS planen lediglich das Komponentenmaterial für HPP-Teile. Mit einem HPP analysieren Sie die Bedarfserwartungen, den Arbeitsvorrat und die Ressourcenkalkulationen und geben HPP-Eingänge ganz nach Bedarf ein. In MRP/APS wird das endgültige HPP-Teil zwar nicht geplant, die vom Benutzer eingegebenen HPP-Eingänge werden aber zur Berechnung der erforderlichen Fertigungs- und Einkaufsmenge des Teils in der entsprechenden Stückliste des HHP-Teils verwendet.

Sie können ein Teil auf einer beliebigen Ebene der Stückliste als HPP-Teil definieren. Welche Ebene Sie letztendlich wählen, hängt von der Ebene ab, auf der der Zugang gesteuert werden soll. Wenn Sie ein endgültiges Teil als HPP-Teil definieren, steuern Sie damit den Zugang von Kundenaufträgen; MRP oder APS erstellen die geplanten Aufträge für die Komponenten zur Erfüllung dieses Zugangs. Wenn Sie eine untergeordnete Baugruppe als HPP-Teil definieren, steuern Sie damit den Zugang für diese Stücklistenebene und nehmen indirekt Einfluss auf den Zugang des endgültigen Teils.

Festlegen des HPP-Planungszeitraums

Mit dem HPP-Planungszeitraum können Sie ein Zeitfenster festlegen, außerhalb dessen die HPP-Verarbeitung automatisch langfristigere Bedarfe plant und innerhalb dessen Sie die kurzfristigeren Bedarfe manuell steuern können. Die Dauer des gewählten Zeitfensters (eine Anzahl von Kalendertagen) sollte von dem Zeitraum abhängen, für den Sie HPP-Eingänge manuell erstellen möchten. Sie können auch den Zeitbedarf des Teils als Planungszeitraum verwenden. Sie können den HPP-Planungszeitraum auf drei Ebenen definieren:

  • Für ein bestimmtes Teil (Maske Teile)
  • Für alle Teile einer Produktfamilie (Maske Teilefamilien)
  • Für alle Teile im System (Maske Planungsparameter)

Bei der Festlegung des zu verwendenden HPP-Planungszeitraums beginnt die HPP-Verarbeitung auf Teileebene, geht dann zur Teilefamilie und schließlich zu den Planungsparametern über. Ist der HPP-Planungszeitraum auf allen Ebenen leer, werden Ausnahmemeldungen generiert, und es werden keine HPP-Eingänge erstellt.

Der Einsatz des HPP-Planungszeitraums ist optional; wenn Sie den Hauptproduktionsplan zur manuellen Erstellung von Bedarfen und Eingängen verwenden, können Sie den HPP-Planungszeitraum leer lassen.

Verwenden der HPP-Verarbeitung zur Erstellung eines Hauptproduktionsplans

Bei der HPP-Verarbeitung handelt es sich um eine Funktion zur automatischen Planung von langfristigeren Bedarfen für HPP-Teile auf der Grundlage von Bedarfen und vorhandenen Eingängen im System. Die HPP-Verarbeitung führt folgende Schritte durch:

  • Die Funktion prüft die bestellten oder geplanten Kundenaufträge aller HPP-Teile und verbraucht alle Forecasts für diese Teile.
  • Die Funktion prüft alle weiteren Bedarfe für die HPP-Teile, z. B. Fertigungsaufträge, Forecasts und Umlageraufträge, und ermittelt, ob diese Bedarfe durch vorhandene Eingänge gedeckt werden können. Bei allen nicht gedeckten Bedarfen vergleicht die Funktion den Fälligkeitstermin des Bedarfs mit dem aktuellen Datum zuzüglich des HPP-Planungszeitraums. Je nachdem, ob der Fälligkeitstermin vor oder hinter dem Planungszeitraum liegt, führt die Funktion einen der folgenden Schritte aus:

    • Ist der Bedarf VOR dem aktuellen Datum zuzüglich des HPP-Planungszeitraums fällig, wird eine Ausnahmemeldung generiert, z. B. "HPP-Auftrag zufügen". Es liegt dann in Ihrer Verantwortung, über die Maske Hauptproduktionsplan einen HPP-Eingang zur Erfüllung des Bedarfs zu erstellen.
    • Ist der Bedarf NACH dem aktuellen Datum zuzüglich des HPP-Planungszeitraums fällig, erstellt die Funktion für den nicht erfüllten Bedarf automatisch einen HPP-Eingang.

Die HPP-Verarbeitung erstellt die Eingänge nur für die Bedarfsmenge, die nach dem Planungszeitraum unerfüllt ist. Zum Beispiel: Unterschreitet der erwartete Bestand des Teils am Datum des Planungszeitraums beispielsweise den Sicherheitsbestand um die Menge 50 und liegt nach dem Planungszeitraum ein weiterer Bedarf über die Menge 25 vor, generiert die HPP-Verarbeitung lediglich einen HPP-Eingang über die Menge 25 und nicht über den gesamten Fehlbestand von 75. Sie müssen einen HPP-Eingang für den Fehlbestand von 50 mit der Maske Hauptproduktionsplan erstellen.

Terminieren der HPP-Verarbeitung für die Ausführung mit MRP oder APS

Die HPP-Verarbeitung gibt Bedarfe nicht an die Komponenten der Stückliste eines HPP-Teils weiter. Wenn sich beispielsweise Teil A aus jeweils einem Stück von Teil B und Teil C zusammensetzt und ein Bedarf von 10 Stück von Teil A besteht, erstellt die HPP-Verarbeitung lediglich für Teil A einen HPP-Eingang. Wenn Sie allerdings die MRP- oder APS-Planung ausführen, erstellt das MRP- oder APS-System einen geplanten Auftrag für den Komponentenbedarf über je 10 Stück von Teil B und Teil C. Welches der beiden Planungssysteme verwendet wird, hängt von dem ausgewählten Planungsmodus ab. Das MRP- oder APS-System erstellt KEINE geplanten Aufträge für den Bedarf an endgültigen HPP-Teilen, der durch die HPP-Verarbeitung bereits geplant wurde. Aufgrund dieser Wechselwirkung zwischen MRP, APS und HPP wird empfohlen, die HPP-Verarbeitung vor der MRP- oder APS-Planungsaktivität auszuführen (beide Funktionen können in der Hintergrundverarbeitung ausgeführt werden). Sollten Sie keinen HPP-Planungszeitraum definiert haben, können Sie die beiden Funktionen in beliebiger Reihenfolge ausführen.

Hinweis:  Wenn Sie über HPP-Teile verfügen, bei denen es sich um endgültige Teile handelt, sowie über weitere HPP-Teile, die als Komponenten oder untergeordnete Baugruppen in Stücklisten verwendet werden, sollten Sie zunächst die HPP-Verarbeitung, dann die APS- oder MRP-Planungsaktivität und anschließend erneut die HPP-Verarbeitung ausführen. Dadurch wird gewährleistet, dass die HPP-Verarbeitung die jeweils aktuellen Daten verwendet. Das MRP- oder APS-System gibt die Bedarfe an die Stückliste weiter; der HPP-Verarbeitung liegen die Daten zu den HPP-Bedarfen in der Stückliste erst nach der Ausführung der MRP- oder APS-Planungsaktivität vor.

Zudem werden HPP-Bedarfe vom APS-System als Bedarfe betrachtet, um die herum weitere Bedarfe unter Berücksichtigung der verfügbaren Kapazität geplant werden müssen. Sie können die Planungspriorität eines HPP-Eingangs in der Maske APS Auftragspriorität festlegen.

Hinzufügen von Eingängen zum Hauptproduktionsplan

Verwenden Sie die Maske Hauptproduktionsplan für die manuelle Erstellung von HPP-Eingängen zur Erfüllung von Bedarfen, die innerhalb des HPP-Planungszeitraums fällig werden, falls Sie durch die Ausnahmemeldung "HPP-Auftrag zufügen" dazu aufgefordert werden bzw. sich anderweitig eine Notwendigkeit ergeben sollte.

Hinweis:  Wenn Sie einen HPP-Eingang erstellen, können Sie über die Maske Planungsdetail, ähnlich wie bei durch MRP oder APS generierten geplanten Aufträgen, die Diskrepanzen zwischen HPP-Zugang und auftragsbasiertem Bedarf anzeigen.

Freigeben von HPP-Eingängen in die Produktion

Verwenden Sie zur Bestätigung von HPP-Eingängen in Produktionspläne die Maske Hauptproduktionsplan oder Materialplanungs-Workbench, falls Sie durch die Ausnahmemeldung "Auftrag freigeben (HHP-Teil)" dazu aufgefordert werden bzw. sich anderweitig eine Notwendigkeit ergeben sollte. Mit der Materialplanungs-Workbench können Sie mehrere Eingänge gleichzeitig bestätigen.

Einbeziehen von HPP-Eingängen in die Terminierung

Wenn Sie die für die Produktion Ihrer HPP-Eingangsmengen erforderlichen Ressourcen terminieren, müssen Sie die HPP-Eingänge in die Verarbeitung der Terminierungsaktivität einbeziehen.

Bei der Terminierung werden HPP-Eingänge nur dann berücksichtigt, wenn Sie die Option HPP-Aufträge terminieren auf der Registerkarte Terminierung der Maske Werkstattsteuerungsparameter aktivieren.

HPP-Prozess

Verwalten Sie Ihren Hauptproduktionsplan, indem Sie einen Prozess wie diesen verwenden:

  • Planen Sie den HPP-Verarbeitungslauf nachts (wie oben beschrieben).
  • Prüfen Sie täglich die durch die HPP-Verarbeitung ausgegebenen Ausnahmemeldungen.
  • Erstellen Sie über die Maske Hauptproduktionsplan zur Erfüllung kurzfristigerer Bedarfe HPP-Eingänge.
  • Verwenden Sie die Maske Hauptproduktionsplan oder Materialplanungs-Workbench für die Freigabe von HPP-Eingängen für die Produktion, indem Sie sie bestätigen und in Fertigungsaufträge oder Produktionspläne umwandeln.