Festlegen des Zeitbedarfs im MRP-Planungsmodus

In bestimmten Planungssituationen können Sie in die Berechnung der annähernd für den Erwerb, die Fertigung oder den Eingang von Teilen benötigten Zeit einen Zeitbedarf einfließen lassen. Der Zeitbedarf wird in allen Fällen in der Maske Teile oder der Maske Multi-Site-Teile definiert.

Verwenden Sie die folgenden Felder, um den Zeitbedarf für die MRP-Planung zu definieren:

  • Fester Zeitbedarf
  • Variabler Zeitbedarf
  • Zeitbedarf Anlieferung/Eingang
Hinweis:  Die Optionen Verkürzter fester Zeitbedarf und Verkürzter variabler Zeitbedarf werden nur im APS-Modus verwendet. Die Optionen Zeitbedarf für Papiere und Zeitbedarf für Anlieferung/Eingang werden auch im Rahmen der HPP-Verarbeitung, von der Funktion Materialplanungs-Workbench: Generieren und im Bericht 'Auftragsaktionen' verwendet.

Im vorliegenden Hilfethema wird erläutert, wie der Zeitbedarf auf Kauf- und Fertigungsteile sowie auf umgelagerte Teile Anwendung findet.

Zeitbedarf für Kauf- und Fertigungsteile

Der Zeitbedarf für Kaufteile muss manuell in die entsprechenden Felder eingegeben werden. Der Zeitbedarf für Fertigungsteile kann entweder manuell eingegeben oder mit Hilfe der Zeitbedarfverarbeitung aus der Arbeitsgangzeit des aktuellen Arbeitsplans berechnet werden.

Festlegung eines FA-Startdatums durch das System

Wenn MRP einen geplanten Auftrag erstellt, wird das interne Startdatum für diesen Auftrag bestimmt, indem der Bedarf rückwärts vom Fälligkeitstermin anhand des Zeitbedarfs geplant wird. (Dabei werden lediglich die Tage im FTag-Kalender gezählt.). In diesem Kontext wird der Zeitbedarf wie folgt berechnet:

Fester Zeitbedarf + (Variabler Zeitbedarf * Erforderliche Menge)

Das Startdatum des geplanten Auftrags wird weder in Masken noch Berichten angezeigt. Das System legt dieses Datum aber als Fälligkeitsdatum für Komponentenbedarfe geplanter Aufträge zugrunde. Beispiel: Der Zeitbedarf für Teil A beläuft sich auf 3 Tage. Teil A wird unter Verwendung der Komponente B gefertigt. Das System erstellt den geplanten Auftrag für Teil A mit dem Fälligkeitstermin 22.04. Das interne Startdatum des geplanten Auftrags ist der 19.04. Der Fälligkeitstermin des übergeordneten geplanten Auftrags für Teil B ist ebenfalls der 19.04.

Festlegung eines Start-/Abrufdatums für Fertigungsaufträge oder Bestellungen durch das System

Wenn Sie einen geplanten Auftrag bestätigen, berechnet MRP das Start- und Abrufdatum des resultierenden Fertigungsauftrags bzw. der entsprechenden Bestellung folgendermaßen fest:

Start-/Abrufdatum = Fälligkeitstermin des geplanten Auftrags - Fester Zeitbedarf - (Variabler Zeitbedarf * Erforderliche Menge) - Zeitbedarf für Anlieferung/Eingang

Kaufteile verfügen in der Regel über einen festen Zeitbedarf, einen Zeitbedarf für Anlieferung/Eingang und einen Zeitbedarf für Dokumente, aber nicht über einen variablen Zeitbedarf.

Beispiel

Für diese Beispielbestellung werden folgende Werte angenommen:

  • Aktuelles Datum/Uhrzeit = 16.05.2002, 08:00
  • Geplanter Fälligkeitstermin der Bestellung = 31.05.2002, 08:00
  • Menge = 10
  • Die Zeitbedarfe für das Kaufteil setzen sich wie folgt zusammen:
    • FZB = 1 Tag
    • VZB = 0,5 Stunden Der variable Zeitbedarf wird hier lediglich zu Demonstrationszwecken angesetzt; in der Regel kommen Kaufteile ohne variablen Zeitbedarf aus.
    • ZBAE = 1 Tag

Das System führt zur Ermittlung des Abrufdatums für die Bestellung die folgende Berechnung durch, und zwar in der folgenden Reihenfolge:

  • FZB + ZBAE = 2 Tage
  • VZB * Menge (10) = 5 Stunden.
  • 5 Stunden + (2 Tage * 24 Stunden) = 53 Stunden (entspricht dem Gesamtzeitbedarf)
  • Von dem Fälligkeitstermin ausgehend (31.05., 08:00) plant das System 53 Stunden rückwärts. Dabei werden nur Tage berücksichtigt, die im FTag-Kalender enthalten sind (zum Beispiel könnte der Kalender eine Arbeitszeit von Montag bis Freitag von 08:00 bis 17:00 mit einer Stunde Mittagspause um 12:00 Uhr angeben).
  • Diese Berechnung resultiert in einem Abrufdatum am 20.05, 11:00.

Verwendungsmöglichkeiten des Zeitbedarfs für Kaufteile

Zusätzlich zur Berechnung des Startdatums des geplanten Auftrags und des Abrufdatums einer Bestellung, die aus der Bestätigung eines geplanten Auftrags resultiert, verwendet MRP auch Zeitbedarf für Kaufteile, um folgende Funktionen bereitzustellen:

  • Wenn Sie einen Querverweis erstellen und eine Bestellung aus einem Fertigungsauftragsmaterial anlegen, subtrahiert das System den Zeitbedarf zwischen Anlieferung und Eingang vom Startdatum des Arbeitsgangs, sofern eines angegeben ist. Andernfalls wird der Zeitbedarf vom Startdatum des Fertigungsauftrags subtrahiert.
  • Wenn Sie eine Bestell- oder Bestellanforderungsposition manuell anlegen und für das Teil und den Lieferanten ein Lieferantenvertrag vorhanden ist, berechnet das System den Standardfälligkeitstermin durch Addieren des im Teil/Lieferant-Datensatz angegebenen Zeitbedarfs zum entsprechenden Datum:
    • Bestellposition: Hinzufügen des Teil/Lieferant-Zeitbedarfs zum Bestelldatum.
    • Rahmenbestellabruf: Hinzufügen des Teil/Lieferant-Zeitbedarfs zum eingegebenen Abrufdatum.
    • Bestellanforderungsposition: Hinzufügen des Teil/Lieferant-Zeitbedarfs zum Anforderungsdatum.

Verwenden des Zeitbedarfs für Fertigungsteile

Zusätzlich zur Berechnung des Startdatums des geplanten Auftrags und des Startdatums eines Fertigungsauftrags, der aus der Bestätigung eines geplanten Auftrags resultiert, kann MRP auch Zeitbedarf für Fertigungsteile verwenden, um den Fälligkeitstermin von Materialkomponenten zu ermitteln, wenn Bedarfe aus einem Fertigungsauftrag in einer FA-Stückliste aufgeschlüsselt werden.

Weitere Informationen über Szenarien, in denen der Zeitbedarf zur Planung des Fälligkeitstermins von Materialkomponenten verwendet wird, finden Sie in der Feldhilfe zu Material zum Arbeitsgang-Start planen.

MRP verwendet den Zeitbedarf für Fertigungsteile darüber hinaus, um die Gültigkeit von Arbeitsgängen und Material zu ermitteln.

Sie können auf Basis der aktuellen Arbeitsgangzeiten die Zeitbedarfverarbeitung zur automatischen Berechnung des Zeitbedarfs für alle Fertigungsteile verwenden.

Zeitbedarf für umgelagerte Teile

Bei der Berechnung des Zeitbedarfs für umgelagerte Teile geht das System nach derselben Methode vor wie bei Kauf- und Fertigungsteilen. Der einzige Unterschied besteht darin, dass zum Gesamtzeitbedarf die (in der Maske Inter-Standort-Parametern festgelegte) Transitzeit addiert wird. Beträgt beispielsweise der Zeitbedarf für ein Teil 1 Tag und die Lieferzeit zum Zielstandort 3 Tage, so wird als Gesamtzeitbedarf 4 Tage angesetzt.

Weitere Informationen erhalten Sie unter Einrichten der Replizierung von geplanten Umlageraufträgen.