Festlegen des Zeitbedarfs im APS-Planungsmodus

In bestimmten Planungssituationen können Sie in die Berechnung der annähernd für den Erwerb, die Fertigung oder den Eingang von Teilen benötigten Zeit einen Zeitbedarf einfließen lassen. Der Zeitbedarf wird in allen Fällen in der Maske Teile oder der Maske Multi-Site-Teile definiert.

Verwenden Sie die folgenden Felder, um den Zeitbedarf für die APS-Planung zu definieren:

  • Fester Zeitbedarf
  • Variabler Zeitbedarf
  • Verkürzter fester Zeitbedarf
  • Verkürzter variabler Zeitbedarf
  • Zeitbedarf für Dokumente
  • Zeitbedarf Anlieferung/Eingang
Hinweis:  Die Optionen Zeitbedarf für Dokumente und Zeitbedarf Anlieferung/Eingang werden auch im Rahmen der HPP-Verarbeitung von der Funktion Materialplanungs-Workbench: Generieren und im Bericht 'Auftragsaktionen' verwendet.

Im vorliegenden Hilfethema wird erläutert, wie der Zeitbedarf auf Kauf- und Fertigungsteile sowie auf umgelagerte Teile Anwendung findet. Zudem wird die Verwendung der Funktion Verkürzter Zeitbedarf beschrieben.

Verwendungsmöglichkeiten des Zeitbedarfs für Kaufteile

Der Zeitbedarf für Kaufteile muss manuell in die entsprechenden Felder eingegeben werden. Das System führt auf Basis des Zeitbedarfs für Kaufteile folgende Funktionen durch:

  • Die Berechnung des Abrufdatums einer Bestellung bei Bestätigung eines geplanten Auftrags. Das System subtrahiert den Zeitbedarf zwischen Anlieferung und Eingang vom Startdatum des Arbeitsgangs, sofern eines angegeben ist. Andernfalls wird der Zeitbedarf vom Startdatum des Fertigungsauftrags subtrahiert.
  • Wenn Sie einen Querverweis erstellen und eine Bestellung aus einem Fertigungsauftragsmaterial erstellen. Das System subtrahiert den Zeitbedarf zwischen Anlieferung und Eingang vom Startdatum des Arbeitsgangs, sofern eines angegeben ist. Andernfalls wird der Zeitbedarf vom Startdatum des Fertigungsauftrags subtrahiert.
  • Wenn Sie eine Bestell- oder Bestellanforderungsposition manuell erstellen und für das Teil und den Lieferanten ein Lieferantenvertrag vorhanden ist. Das System berechnet den Standardfälligkeitstermin durch Addieren des im Teil/Lieferant-Datensatz angegebenen Zeitbedarfs zum entsprechenden Datum.
    • Bestellposition: Hinzufügen des Teil/Lieferant-Zeitbedarfs zum Bestelldatum.
    • Rahmenbestellabruf: Hinzufügen des Teil/Lieferant-Zeitbedarfs zum eingegebenen Abrufdatum.
    • Bestellanforderungsposition: Hinzufügen des Teil/Lieferant-Zeitbedarfs zum Anforderungsdatum.
  • Zur Berechnung des Fälligkeitstermins von geplanten Aufträgen für den Sicherheitsbestand (aktuelles Datum/Uhrzeit + Zeitbedarf).

Verwenden des Zeitbedarfs für Fertigungsteile

Der Zeitbedarf für Fertigungsteile kann entweder manuell eingegeben oder mit Hilfe der Zeitbedarfverarbeitung aus der Arbeitsgangzeit des aktuellen Arbeitsplans berechnet werden. Das System setzt bei der Planung von Fertigungsteilen in folgenden Situationen einen Zeitbedarf an:

  • Zur Planung eines Startdatums für einen Fertigungsauftrag, sobald eine der nachfolgenden Bedingungen zutrifft:
    • Für Teile ohne Arbeitsplan
    • Wenn in der Maske Teile das Feld MRP-Teil aktiviert ist
  • Zur Berechnung des Fälligkeitstermins von geplanten Aufträgen für den Sicherheitsbestand (aktuelles Datum/Uhrzeit + Zeitbedarf).
  • Zur Bestimmung eines Arbeitsplans und einer Stückliste für die Planung eines Teilebedarfs. Die in den Strukturstücklisten zu verwendenden Arbeitspläne und Stücklisten werden vom System unter Zuhilfenahme des Zeitbedarfs ermittelt. Anhand des Zeitbedarfs wird zunächst abgeschätzt, zu welchem Zeitpunkt sie benötigt werden, und die in Erfahrung gebrachten Zeiten werden anschließend mit den Gültigkeitsterminen für die möglichen Arbeitspläne und Stücklisten verglichen.
Hinweis:  Für Fertigungsteile, die nicht als MRP-Teile angegeben werden, wird kein Zeitbedarf verwendet, wenn das System Bedarfe übergeordneter Teile an untergeordnete Komponenten weitergibt. Die Fälligkeitstermine für Komponenten basieren auf den Startterminen des Arbeitsgangs, in dem die Komponente verwendet wird, oder auf dem Startdatum des Fertigungsauftrags. Welcher Starttermin verwendet wird, hängt von der Einstellung des Planungsparameters Material zum Arbeitsgangstart planen ab.

Verwenden des Zeitbedarfs für umgelagerte Teile

Bei der Planung von Umlageraufträgen wird in den folgenden Fällen ein Zeitbedarf verwendet:

  • Die APS-Planung wird (für einen einzelnen Standort) ausgeführt und der Bedarf besteht für ein Teil, das an einem entfernten Zugangsstandort verfügbar ist. Der geplante Umlagerbedarf wird für den Zugangsstandort repliziert.

    Weitere Informationen erhalten Sie unter Einrichten der Replizierung von geplanten Umlageraufträgen.

  • Die APS-Planung wird (im globalen Modus) ausgeführt, der Bedarf besteht für ein Teil, das sich an einem entfernten Zugangsstandort befindet, und das System kann keine Verbindung zu dem entfernten Standort zwecks Planung des Umlagerauftrags herstellen. Der Zugang des Umlagerauftrags wird am lokalen Standort unter Verwendung des Zeitbedarfs geplant.

Bei der Berechnung des Zeitbedarfs für umgelagerte Teile geht das System nach derselben Methode vor wie bei Kauf- und Fertigungsteilen. Der einzige Unterschied besteht darin, dass zum Gesamtzeitbedarf die (in den Inter-Standort-Parametern festgelegte) Transitzeit addiert wird. Beträgt beispielsweise der Zeitbedarf für ein Teils (nach der Berechnungsmethode FZB + (VZB * Menge)) 1 Tag und die Lieferzeit zum Zielstandort 3 Tage, so werden als Gesamtzeitbedarf 4 Tage angesetzt.

Berechnung des Abrufdatums

APS berechnet das Abrufdatum während des Planungslaufs und verwendet dabei die Zeiten für die aktuellen Arbeitsgänge und die Einschränkungen, die von Material oder Schichtkapazität verursacht werden (unbegrenzt oder begrenzt). Die folgende Formel wird für Kaufteile verwendet:

Start-/Abrufdatum = Geplanter Fälligkeitstermin - (FZB + ZBAE + ZBP) + (VZB * Erforderliche Menge)

Hierbei gilt:

FZB = Fester Zeitbedarf

VZB = Variabler Zeitbedarf (pro Stück)

ZBAE (Dock-to-Stock Lead Time) = Zeitbedarf für Anlieferung/Eingang

ZBP = Zeitbedarf für Papiere

Beispiel

Für diese Beispielbestellung werden folgende Werte angenommen:

  • Aktuelles Datum/Uhrzeit = 16.05.2002 (Donnerstag), 08:00
  • Geplanter Fälligkeitstermin der Bestellung = 30.05.2002, 08:00
  • Menge = 10
  • Die Zeitbedarfe für das Kaufteil setzen sich wie folgt zusammen:
    • FZB = 1 Tag
    • VZB = 0,5 Stunden (der variable Zeitbedarf wird hier lediglich zu Demonstrationszwecken angesetzt; in der Regel kommen Kaufteile ohne variablen Zeitbedarf aus)
    • ZBAE = 1 Tag
    • ZBP = 0,5 Tage

Das System führt zur Ermittlung des Abrufdatums für die Bestellung die folgende Berechnung durch, und zwar in der folgenden Reihenfolge:

  • FZB + ZBAE + ZBP = 2,5 Tage
  • VZB * Menge (10) = 5 Stunden.
  • 5 Stunden + (2,5 Tage * 24 Stunden) = 65 Stunden (entspricht dem Gesamtzeitbedarf)
  • Das System subtrahiert also 65 Stunden vom Fälligkeitstermin (30.05.2002, 08:00). Standardmäßig wird der Zeitbedarf über 24 Stunden pro Tag und an 7 Tagen in der Woche kumuliert.
  • Als Abrufdatum wird also der 27.05.2002, 14:00 errechnet.

In den Systemmasken in Tagen angegebene Zeitbedarfe werden in Stunden umgerechnet.

Standardmäßig legt das System bei der Berechnung von Zeitbedarfen eine 7-Tage-Woche à 24 Stunden pro Tag zugrunde. Wenn Sie mit APS arbeiten, können Sie den Kalender konfigurieren und feste Werktage einrichten, indem Sie in der Maske Terminierungsschichten eine Schicht namens PCAL anlegen.

Verkürzten Zeitbedarf verwenden

In bestimmten Fällen kann es erforderlich sein, den üblichen Zeitbedarf zu reduzieren und eine verkürzte Zeit zu verwenden. APS veranschlagt einen verkürzten Zeitbedarf, wenn sich aus der anfänglichen Pull-Planung bei Verwendung des Standardzeitbedarfs ein Datum in der Vergangenheit ergeben würde. Verkürzte Zeitbedarfe können für bestimmte oder für alle Teile angewendet werden.

Hinweis:  Bei Verwendung von Mehrfach-Querverweisen über die Maske Materialplanungs-Workbench: Generieren wird der verkürzte Zeitbedarf nicht berücksichtigt.

Mit dem Parameter Verkürzten Zeitbedarf verwenden in der Maske Planungsparameter kann die Anwendung von verkürzten Zeitbedarfen auf Teileebene und global reduzierten Zeitbedarfen aktiviert oder deaktiviert werden. Sie können die Verwendung verkürzter Zeitbedarfe für Ausführungen der APS-Planungsaktivität (wählen Sie hierzu Für Planung aus) und/oder für ATP/CTP-Operationen (wählen Sie hierzu Für ATP/CTP aus) aktivieren oder deaktivieren.

Wenn Sie für ein Teil einen verkürzten festen bzw. verkürzten variablen Zeitbedarf angeben, gehen in die Berechnung des Zeitbedarfs anstelle der normalen die verkürzten Werte ein. Wenn Sie beispielsweise unter Verkürzter fester Zeitbedarf einen Wert eingeben, wird der Zeitbedarf folgendermaßen berechnet:

Start-/Abrufdatum = Fälligkeitstermin - VFZB + (VZB * Menge)

Hinweis:  Verkürzter Zeitbedarf gilt für alle Eingänge des angegebenen Teils. Verwenden Sie die Maske Erwartete Eingänge - APS, um den frühen Eingang eines einzelnen Teils für einen einzelnen Bedarf anzugeben. Verwenden Sie bei der Analyse von „Was wäre wenn“-Planungsszenarien die Maske Erwartete What-If-Eingänge.

Globale Verkürzung des Zeitbedarfs

Über die Parameter Reduzierung des festen Zeitbedarfs und Reduzierung des variablen Zeitbedarfs in der Maske Planungsparameter haben Sie die Möglichkeit, die Zeitbedarfe für alle Teile zu verkürzen. Mit den genannten Optionen lässt sich der Standardzeitbedarf aller Teile um den eingegebenen Wert reduzieren.

Während der Planung berechnet das System den Gesamtzeitbedarf nach folgender Formel:

Start-/Abrufdatum = Fälligkeitstermin - (FZB - RFZB) + ([VZB - RVZB] * Menge)

Hierbei gilt:

VFZB = Verkürzter fester Zeitbedarf

RFBZ = Reduzierung des festen Zeitbedarfs

VVZB = Verkürzter variabler Zeitbedarf (pro Stück)

RVZB = Reduzierung des variablen Zeitbedarfs

In Abhängigkeit von den einzelnen ausgewählten Optionen und Werten können sich auch andere Formeln zur Berechnung des Zeitbedarfs ergeben:

Start-/Abrufdatum = Fälligkeitstermin - (FZB - RFZB) + (RVZB * Menge)

oder

Start-/Abrufdatum = Fälligkeitstermin - VFZB + ([VZB - RVZB] * Menge)

Wie Sie sehen, verringern sich die Standardzeitbedarfe um die unter Reduzierung des festen Zeitbedarfs und Reduzierung des variablen Zeitbedarfs eingegebenen Werte, während der in der Maske Teile festgelegte Verkürzte feste Zeitbedarf bzw. Verkürzte variable Zeitbedarf den Standardzeitbedarf ersetzt.

Angabe des verkürzten Zeitbedarfs in Ausgabemasken und Berichten

In den Masken Bestellpositionen, Bestellungs-Rahmenabrufe und Bestellanforderungspositionen wird über das Feld Verkürzter Zeitbedarf angegeben, dass das System bei der Planung einer Position einen verkürzten Zeitbedarf ansetzt.

In den Berichten Bestellung, Auftragsänderung, Bestellanforderung - Detail und Auftragsänderungsdetails wird mit einem Anmerkungstext darauf hingewiesen, dass das System bei der Planung einer Position einen verkürzten Zeitbedarf ansetzt.

In der Maske Planungsdetail, einem Ausnahmebericht sowie in der Maske Materialplanungs-Workbench wird für einen Zugangsdatensatz die Ausnahmemeldung "Verkürzter Zeitbedarf verwendet" ausgegeben, wenn das System für die Zuteilung des betreffenden Zugangs zu einem Bedarf einen verkürzten Zeitbedarf angesetzt hat.

Vorgehensweise bei vorübergehenden Problemen mit dem Zeitbedarf auf Lieferantenseite

Es kommt vor, dass bei einem Lieferanten vorübergehende Probleme auftreten, was den Zeitbedarf für bestimmte Teile angeht. Wenn Sie sicherstellen möchten, dass APS den geplanten Auftrag für ein Kaufteil in diesem Fall mit dem richtigen Zeitbedarf anlegt, geben Sie im Feld Frühest geplanter Bestelleingang der Maske Teile das gewünschte Datum ein.

Dieses Datum überschreibt den Standardzeitbedarf und den verkürzten Zeitbedarf für das Teil vorübergehend. Wird dann in APS für dieses Teil ein geplanter Auftrag angelegt, kann der Eingang des Teils entweder zum aktuellen Datum zuzüglich des Zeitbedarfs erfolgen oder an dem unter Frühest geplanter Bestelleingang angegebenen Datum, je nachdem, welches das spätere Datum ist.